


Gefährungsgrad
stark gefährdet
Synonyme
Fesefeldt, Haseldorfer Prinz, Köllns Renette
Reifezeit
Pflückreife Anfang bis Mitte Oktober, Genussreife Oktober bis Ende November.
Herkunft
Meist wird davon ausgegangen, dass es sich um eine Lokalsorte aus der Haseldorfer Marsch handelt und dass die Sorte dort entstanden ist (Heydemann 1950). Erst durch den Fund eines Zeitungsartikels (Stange 2012) konnte die tatsächliche Geschichte geklärt werden. Demnach stellt sich die Herkunft ungefähr so dar: 1874 brachte Hans Hinrich Fesefeldt ein kleines Bäumchen aus dem Alten Land mit nach Haseldorf und pflanzte es, dieser Baum stand 2012 noch. Bei den umliegenden Obstbauern fand die Sorte großes Interesse, sie hieß zunächst einfach Fesefeldt. Unter diesem Namen wird sie 1937 auch im Baumschulkatalog von Timm & Co aus Elmshorn aufgeführt. Den Namen Schöner aus Haseldorf soll der Haseldorfer Gärtner Peter Baumgarten geschaffen haben. Es handelt sich also keineswegs um eine Sorte, die in der Haseldorfer Marsch entstanden ist. Schon länger stellte sich die Frage, wieso der Schöne aus Haseldorf ein so großes Verbreitungsgebiet hat, obwohl die Sorte kaum einmal in einem Baumschulverzeichnis oder gar in einer Pomologie auftaucht. Die Frage war, ob es sich nicht um eine ältere Sorte handelt, die zur ,,Lokalsorte" wurde, was im übrigen ziemlich häufig vorkommt. Mit der neuen Erkenntnis über die Herkunft ist das jetzt bestätigt, die Frage ist nur, um welche Sorte es sich handelt. Heydemann (1950) führt noch das Synonym Köllns Renette an - woher dieser Name kommt, ist aber unklar. Interessanterweise fand sich im Archiv des Bundessortenamtes Wurzen ein Dia mit einer Kölln Renette, was wahrscheinlich den Schönen aus Haseldorf darstellt. Das Dia ist vermutlich in den 1930er Jahren in Geisenheim entstanden. Der genetische Fingerprint brachte keine Übereinstimmung mit einer anderen Sorte.
Verbreitung
Kommt in der Haseldorfer Marsch, im Hamburger Raum und Norddeutschland vereinzelt in Altbäumen vor.
Frucht
Mittelgroß bis groß, rundlich kegelförmig, auch hochkegelförmig, im Querschnitt schwach kantig. Stielgrube mitteltief, mittelweit mit Rostklecks, der Stiel ist kurz und knopfig, er schaut nicht aus der Grube hervor. Kelchgrube mittelweit bis weit, flach bis mitteltief, mit feinen Falten, Kelch halboffen oder geschlossen. Schattenfrüchte nur mit wenig Deckfarbe, besonnte Früchte können fast komplett rot überzogen sein. Typisch ist eine feine, rosarote Punktierung in der Deckfarbe, die vor allem um die Stielgrube auffällt. Kelchhöhle groß, trichterförmig, Kernhaus klein, Achsenhöhle geschlossen oder leicht geöffnet, Kammerwände ohrenförmig, nicht gerissen. Wenige Kerne enthaltend, die schlecht ausgebildet sind 8 : 4,5 mm. Fleisch saftig, ausgewogen, nur kurz haltbar.
Baum
Starkwüchsig, es sollten unbedingt stabile Gerüstäste gezogen werden, denn die Sorte ist ein Massenträger - durch das Gewicht können durchaus Äste brechen. Neigt zur Alternanz, nicht schorfempfindlich, die Sorte ist triploid.
Verwechsler
Harberts Renette ist nicht so stark gefärbt und hat vor allem nicht die feinen rosa Zwischenpunkte.
Anbaueignung
Gut für die Streuobstwiese, ein reichtragender Wirtschaftsapfel für die Versaftung.
Fruchtfotos





Literatur
Heydemann. Dr.(1950): 50 Jahre Obstbau 1900- 1950. Landesbauernkammer Schleswig- Holstein. Kiel, Deutschland. S. 65
Stange, A. (2012): Der Olle Fesefeldt trotzt seit 1874. https://www.shz.de/lokales/wedel-schulauer-tageblatt/der-olle-fesefeldt-trotz-seit-1874-id1680916.html (2020)
Diese Sortenbeschreibung wurde möglich durch eine Spende von:
Zeitlupe gGmbH
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