Prioritätensetzung bei der Sortenauswahl - Gefährdete Sorten und die "Bekannten Unbekannten"

Die Zahl der bisher aktuell verfügbaren alten Obstsorten ist so hoch, dass die Sicherung aller dieser Sorten ein langfristiger Prozess sein wird. Da die Anzahl der bisher verfügbaren Pflanzplätze begrenzt ist, müssen hier Prioritäten gesetzt werden. Prioritär wird die Aufnahme sehr seltener Sorten verfolgt, die bisher noch nirgends gesichert sind. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Sicherung von Sorten, die oft überregional verbreitet sind, die wir bisher namentlich aber nicht zuordnen können. Sie werden üblicherweise als „Unbekannte“ bezeichnet, obwohl es sich oft um alte Bekannte handelt, bei denen nur der pomologische Name unbekannt ist. Gerade bei diesen Sorten ist der Handlungsbedarf sehr groß, da sie kaum in Sammlungen aufgenommen, geschweige denn von Baumschulen vertrieben werden. Um eine sinnvolle Erhaltung dieser Sorten zu ermöglichen, werden im Rahmen der von uns für die Sortenechtheitskontrolle zuständigen Pomologischen Kommission für diese „bekannten Unbekannten“ Arbeitsnamen vergeben. Diese dienen dazu, sich auch überregional untereinander über diese Sorten verständigen zu können und bei einer späteren Identifizierung die Namenszuweisung zu erleichtern. Zu erkennen sind diese Sorten in der Datenbank durch den Namen in doppelten Anführungszeichen sowie den Zusatz An (Arbeitsname).
Dr. Annette Braun-Lüllemann
Eine wunderschöne, in ganz Deutschland verbreitete Rarität, aber bisher den­noch eine „bekannte Unbekannte“: Die wegen der edlen blasen Grundfärbung bisher als „Porzellankirsche“ (Arbeitsname) benannte Sorte findet sich in der historischen Literatur nur fälschlich als "Elton" beschrieben, ihr tatsächlicher pomologischer Name ist unbekannt