

Gefährungsgrad
vom Aussterben bedroht
Reifezeit
Pflückreife Mitte Oktober, Genussreife November bis Februar.
Herkunft
Über die Herkunft dieser Sorte ist nicht viel bekannt. Fr. Lucas gibt 1903 an, dass die Sorte von einem Obstbaulehrer F. Pohl in Neukloster (Mecklenburg) gefunden wurde. Sie wurde dann von der Berliner Baumschule Späth unter dem Namen Pohls Schlotterapfel in den Handel gebracht. Es handelt sich um einen Sämling des Prinzenapfels, was der genetische Fingerabdruck bestätigt hat.
Verbreitung
Wahrscheinlich war die Sorte nie stärker verbreitet. Sie wurde zwar in der Deutschen Obstbauzeitung 1903 und im Praktischen Ratgeber für Obst- und Gartenbau 1919 und 1920 sowie im ,,Erfurter Führer im Obst- und Gartenbau" 1920/21 empfohlen, taucht danach in der Literatur aber nur noch im Späth-Buch von 1930 auf. Im 2010 erschienenen Streuobstkalender Mecklenburg-Vorpommern hatte ich die Sorte als ein Beispiel für verschollene Sorten aufgeführt. Umso größer war die Überraschung, als ich im November 2011 eine Tüte an meiner Tür vorfand, in der Äpfel waren und ein Zettel: Pohls Schlotterapfel. Die Sorte hatte in der Baumschule Ludwig in Schwerin in Form eines Altbaumes überlebt. Noch größer war die Überraschung, als ich 2014 feststellen konnte, dass ein auf unserem Hof stehender unbekannter Apfel sich als Pohls Schlotterapfel entpuppte. Pohls Schlotterapfel findet man in Mecklenburg gelegentlich als Altbaum. Ob er auch noch anderswo zu finden ist, ist nicht bekannt. Da die Sorte aber von der Baumschule Späth verbreitet wurde, muss man das annehmen. Die Sorte wird im Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt und in der Deutschen Genbank Obst erhalten.
Frucht
Groß bis sehr groß, hochkegel- bis glockenförmig, vom Kelch aus kantig bis fünfkantig. Typisch ist die enge, flache bis mitteltiefe Stielgrube, die dünnstrahlig, manchmal auch feinschuppig berostet ist. Der Stiel ist meist dünn und lang. Typisch ist auch die enge bis mittelweite und tiefe Kelchgrube, der Kelch ist groß offen oder halboffen. Die Grundfarbe ist hellgelblich, die Früchte haben ein auffällig schönes Äußeres. Durch eine kräftig rote, leicht streifige Deckfarbe, die die ganze Frucht überziehen kann, leuchten sie geradezu. Das Kernhaus ist nur selten weit offen, wie man es von einem Schlotterapfel erwarten würde und wie er auch in der Deutschen Obstbauzeitung 1903 abgebildet ist. Meist ist die Achse nur leicht bis mittel offen, allerdings klappern die Kerne öfter. Kerne 8 : 4,5 mm, meist gut ausgebildet. Das weißlich-gelbe Fleisch ist fest, saftig und recht säurebetont, von alten Bäumen auch deutlich milder und dann im Dezember/ Januar durchaus auch als Tafelapfel nutzbar.
Baum
Der Baum ist unempfindlich und trägt sehr regelmäßig, kann aber auch alternieren. Unser Altbaum trägt jedes 2. Jahr 250 kg.
Verwechsler
Doppelter Prinzenapfel: Dieser reift deutlich früher und hält sich nicht. Außerdem ist er mehr walzenförmig.
Winterprinz: In der Form ähnlich, hat aber nie die leuchtende Deckfarbe. Der Stiel ist eher kurz und am Ende verdickt, wenig Kerne.
Wilstedter Apfel: Kegelförmig, weniger hoch gebaut, Deckfarbe punktiert, nicht flächig und nie so leuchtend, Stielgrube mit typisch grobschuppigem Rostklecks, Kernhaus groß, Fleisch sauer, ohne Süße, ansonsten recht ähnlich.
Winterprinz: In der Form ähnlich, hat aber nie die leuchtende Deckfarbe. Der Stiel ist eher kurz und am Ende verdickt, wenig Kerne.
Wilstedter Apfel: Kegelförmig, weniger hoch gebaut, Deckfarbe punktiert, nicht flächig und nie so leuchtend, Stielgrube mit typisch grobschuppigem Rostklecks, Kernhaus groß, Fleisch sauer, ohne Süße, ansonsten recht ähnlich.
Anbaueignung
Ein ausgezeichneter Wirtschaftsapfel, gut für Apfelmus. Gibt einen guten, sortenreinen Saft. Schorf kommt nicht vor, selbst an Altbäumen bilden sich noch große Früchte.
Fruchtfotos


Literatur
Lucas, F. Deutsche Obstbauzeitung 1903 Heft 1 Farbabbildung
Praktischer Ratgeber im Obst- und Gartenbau 1919 S. 120,212
Praktischer Ratgeber im Obst- und Gartenbau 1920 S. 367
Erfurter Führer im Obst- und Gartenbau 1920/21 S 318 SW Abbildung