Lord Suffield
Verfasst von Carina Pfeffer im August 2021. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
gefährdet
Seffild, Bishop´s Hero, Levesay´s Imperial, Livesley's Imperial, Lady Suffield, Lady Sutherland
Mitte August, haltbar bis September
Die Sorte Lord Suffield stammt aus England. In der alten englischen Literatur finden sich einige Angaben bezüglich des Apfels, denn er war ein ausgesprochen beliebter Küchenapfel (Bunyard, "A Handbooh of Hardy Fruits - Apples & Pears"). Laut Edward A. Bunyard (Gärtner, Schriftsteller und Apfelliebhaber) wurde Lord Suffield um 1820 von Thomas Thorpe, einem Weber aus Middleton bei Manchaster gezogen. Der Pomologe und Botaniker Robert Hogg bestätigt die Herkunft und sieht die Einführung auf dem Markt 1836. Ende des 19. Jahrhunderts beschreibt er die Sorte in seinem Werk "The Fruit Manual" und führt aus, dass der Apfel seinen Namen von dem Besitzer des Herrenhauses in Middleton, einem Edelmann namens Lord Suffield erhielt.
Da Lord Suffield im vikorianischen England ein sehr populärer Küchenapfel war, fand er sich in vielen Obstgärten seiner Zeit wieder. Seine Beliebtheit zeigte sich auch beim ersten Nationalen Apfelkongress mit der gigantischen Apfelschau von 1883, bei dem mehr als 1500 Apfelsorten aus ganz England zusammengetragen, katalogisiert und bewertet wurden. Hier erlangte Lord Suffield mehr Stimmen als jeder andere Küchenapfel (J. Morgan & A. Richards, "The New Book of Apples"). Später sollte Lord Suffield von der Sorte Früher Viktoria abgelöst werden (Bunyard, "A Handbooh of Hardy Fruits - Apples & Pears"), so dass er heute nur noch selten in England zu finden ist. Laut J. Morgan & A. Richards kommt Lord Suffield neben dem Vereinigten Königreich auch in Kanada und Nordeuropa vor.
Seiner Beliebtheit zufolge gelangte Lord Suffield Ende des 19.Jahrhunderts dann auch nach Deutschland, wo er 1883 das erste Mal von W. Lauche beschrieben wird. Lauche berichtet, dass die Königliche Lehranstalt bei Potsdam im Jahr 1876 die Reiser von F. Burvenich aus Gent in Belgien erhielt. Seither taucht Lord Suffield bis in die 1940er Jahre in ganz Deutschland immer wieder in diversen Pomologien und Gartenratgebern auf. Bis Ende der 1920er Jahre ist er im Katalog der Baumschule Späth gelistet. Heute ist die Sorte Lord Suffield nur noch sehr selten anzutreffen, da sie aufgrund ihrer Wuchseigenschaften ehr in Gärten, denn auf Obstwiesen angepflanzt worden sein dürfte, so dass die meisten dieser Bäume wohl inzwischen nicht mehr existieren.
Die Frucht ist (mittelgroß bis) groß, breit- und hochkegelförmig,dabei zum kleiflächigen Kelchbereich deutlich zugespitzt. Im Querschnitt ist die Frucht variabel rund bis unregelmäßig kantig. Die Färbung ist zur Ernte grasgrün und hellt zu einem weißlichen gelb auf. Deckfarbe findet sich nicht, höchstens bei gut besonnten Früchten als Hauch, oft um den Kelchbereich.
Die Kelchgrube ist flach und eng, teils kaum vorhanden und oft regelrecht zusammengezogen. Auffällig sind hier die feinen Höcker oder Fleischperlen, die oft kronenartig und gleichmäßig am Rand der Kelchgrube angeordnet sind. Die Stielgrube ist wenig, grau-hellbraun berostet, teils auch ganz ohne Berostung. Der mittellange Stiel ist kräftig und beiderseits meist keulig verdickt.
Das Schnittbild zeigt eine relativ kleine, dreieckige oder schmal kegelförmige Kelchhöhle. Die Kernhausachse ist weit offen und bildet mit den nur wenig gerissenen, schmalen Kernhauswänden einen geräumigen Hohlraum. Die Kerne sind klein, hell bis mittelbraun und rundlich oval, dabei stumpf gespitzt. Das Fruchtfleisch des Lord Suffield ist relativ weiß, fest mit deutlicher Säure und ohne ausgeprägtes Aroma.
Der Baum des Lord Suffield ist relativ schwachwüchsig und bildet eine breit pyramidale Krone aus. Er wächst auf geeigneten Böden gesund, ist wenig mehltau- aber etwas schorfempfindlich, auf schweren Böden krebsanfällig. Die rosafarbenen Blüten erscheinen mittelfrüh, etwa zeitgleich mit Goldparmäne. Der Ertrag setzt früh ein und ist relativ hoch und regelmäßig. Als diploide Sorte ist Lord Suffield ein guter Befruchter für benachbarte Apfelsorten.
Lord Grosvenor (deutlich tiefere Kelchhöhle, flacher gebaute und rundlichere Frucht), Grahams Jubiläumsapfel (weniger zugespitzt, größerer Kelch, große Kerne), Bergische Schafsnase (weniger breite Frucht)
Lord Suffield ist ein ergiebiger, typischer Küchenapfel. Bei der Standortwahl sollte auf eine gute Durchlüftung und nicht zu schwere Böden geachtet werden. Als große, früh reifende Sorte eignet er sich zum Backen, Kochen und Dörren - für Freunde saurer Äpfel auch eingeschränkt zum Frischverzehr. Die Sorte Lord Suffield ist als schwachwüchsige Sorte ehr für den Hausgarten und Kleingarten, als für die Streuobstwiese geeignet. In der Literatur wird auch auf die Erziehung als Spalier hingewiesen.
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