Langbroicher Süßapfel R
Verfasst von Hans-Joachim Bannier im Juli 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
vom Aussterben bedroht
ja
Bröker
Die Ernte der Früchte erfolgt etwa Anfang bis Mitte Oktober. Gelagert werden können die Früchte bis etwa Dezember.
Die genaue Herkunft dieser Sorte ist unbekannt.
Der Langbroicher Süßapfel (auch „Bröker“ genannt) gehört zu den zahlreichen Süßapfel-Sorten, welche früher im Rheinland von den Krautfabriken aufgekauft und zu Apfelkraut verarbeitet worden sind. Über den Wert dieser Apfelsorte sowie der Süßäpfel überhaupt berichtete 1919 der Elmpter Lehrer Debiel in der „Rheinischen Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“: „Wenn uns nun die schönen neuen Sorten so sehr gefielen und auch manchen Nutzen brachten, so waren es doch zum größten Teile die robusten Süßäpfel, die die ganze Familie mit Frischobst, Obstkraut und Dörrobst das ganze Jahr versahen. Machen wir uns nichts weis! Im Kreise Geilenkirchen, in der westlichen Ecke, war es der sogenannte ‚Bröker’, der das Feld behauptete, der fast jedes Jahr ungeheuere Massen Obst lieferte. Die Äpfel wurden geschüttelt und in Säcken mit großen Fuhren zur Kraut-Presse gefahren. Nicht für ein Jahr, ja für zwei Jahre reichte das Kraut von diesem Apfel! Hätte man diese alten Sorten wie den ‚Bröker’ im Kreise Geilenkirchen mehr respektiert und verbreitet, es wäre besser um unseren Brotaufstrich gewesen während des Krieges und unsere Kinder hätten nicht so viel Rübenkraut zu schmieren brauchen“ (Heft 12, 1919, S. 207 ff). Und weiter: „Noch größere Mengen standen bereit und wurden im Herbst zu Dörrobst verarbeitet. Fast jeder im Kreise Geilenkirchen backte noch vor etwas 30-40 Jahren selbst das Brot. War dasselbe gar und aus dem großen Backofen
herausgenommen, so wurde das Obst ‚eingeschossen’. Mit der Resthitze wurde das Obst nicht in einem Male trocken. Etwa dreimal nach dem Backen wurde es nachgetrocknet. Braunschwarz war es zum Schluss. Dieses Dörrobst verwahrte sich Jahre lang. Für Sonn- und Feiertage machte die Hausfrau von diesem getrockneten Obst den berühmten braunen Fladen. In den Jahren, in denen das Obst knapp war, wurden einige Möhren als Zusatz gegeben“ (ebd.).
Sie war einst vor allem linksrheinisch im früheren Kreis Geilenkirchen (im heutigen Kreis Heinsberg) verbreitet.
Heute ist die Sorte am Niederrhein sehr selten geworden. Im Streuobst ist sie am ehesten noch in den Gemeinden Langbroich, Gangelt, Buscherheide und Schierwaldenrath im südwestlichen Teil ds Kreises Heinsberg zu finden. In Baumschulen ist der Langbroicher Süßapfel schon seit Jahrzehnten nich mehr erhältlich.
Frucht groß, breit abgerundet kegelförmig, Grundfarbe grasig grün, reif gelblich grün, grünlich gelb, in der Fruchtreife uneinheitlich aufhellend, teils scheckig gelb/grün. Deckfarbe nur bei voll besonnten Früchten, dann sonnenseits orange-rosa-bräunlich gehaucht, auf max. einem Zehntel bis einem Viertel der Frucht.
Schalenpunkte mittelgroß, berostet, auffallend, z.T. auch in Rostfiguren oder -flecken übergehend.Stielgrube variabel: weit, tief, oder auch mittelweit, mitteltief. Seiten von außen her eher flach, direkt am Stiel steil abfallend, weithin berostet. Berostung teils fein, teils schuppig, öfters aus der Stielgrube auslaufend. Stiel kurz, mitteldick, nicht aus der Stielgrube ragend. Kelchhöhle schmal trichterförmig, mit langer Röhre, fast bis zum Kernhaus. Staubfäden hochstehend verwachsen. Kernhaus mittelgroß bis groß; Kernhauswände breit bogenförmig, nicht gerissen, teils glänzend, teils matt. Gefäßbündellinie breit oval, weit ums Kernhaus. Kerne zahlreich, klein, unten zugespitzt, ca. 7 : 4 mm, frisch hellbraun. Fruchtfleisch -grünlich-gelblich-weiß, stark verbräunend, fest, mittelfeinzellig, mäßig saftig, eher trocken, geringe Säure, ohne besonderes Aroma.
Der Baum des Langbroicher Süßapfels wächst mittelstark bis stark und bildet mittelgroße, pyramidale Kronen. Wie die meisten Süßapfelsorten ist die Sorte recht gesund, kaum anfällig gegen Schorf, Krebs und Mehltau. Das ließ auch schon 1919 den Lehrer Debiel aus Elmpt ein Loblied auf die Sorte anstimmen: „Der Baum ist gesund, hat große Blätter, gedeiht überall, die Frucht ist frei von Fusikladium (Schorf, Anm.d.Verf.). … Missernten sind sehr selten beim Bröker… Die Masse der Äpfel konnte in manchen Jahren nicht bewältigt werden.“ (Rheinische Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau 1919, Heft 12).
Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh.
Doppelter Neuhäuser (Bergisches Land), Jäger Renette
Von seiner Baumgesundheit ist der Langbroicher Süßapfel für die Anpflanzung in Streuobstwiesen gut geeignet. Mit dem Verschwinden der Apfelkrautfabrikation hat die Sorte – wie die meisten Süßapfelsorten – heute ihre Anbaubedeutung jedoch weitgehend verloren.
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