Crede’s Taubenapfel

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Synonyme: 
Crede’s blutroter Wintertäubling
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, in gutem Obstlager halten die Früchte bis weit in den Winter hinein
Herkunft: 
Die genaue Herkunft dieser Apfelsorte ist unklar. Ob es sich dabei tatsächlich um den im 19. Jahrhundert beschriebenen Crede’s Taubenapfel handelt, ist zwar wahrscheinlich, konnte jedoch bisher nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden. Um Herkunft und Identität dieser Sorte hatte es schon in der damaligen pomologischen Literatur einige Diskussionen gegeben. Die Pomologen Diel (1832) und Dittrich (1839) beschrieben als erste eine Sorte dieses Namens – damals noch unter dem Namen Crede’s blutroter Wintertäubling. Die Früchte hatte Diel von Herrn Prof. Crede aus Marburg erhalten, nach welchem er die Sorte benannte. Woher Crede selbst die Früchte erlangt hatte, ist bei Diel nicht beschrieben. Spätere Pomologen des 19. Jahrhunderts bezweifelten, dass die Sorte ursprünglich von Crede stammte. So schreibt Oberdieck (1875) in seinen Ausführungen zu der von ihm als Crede’s Taubenapfel beschriebenen Apfelsorte: „Herr Fabrikant Doorenkant zu Norden sagte mir kürzlich, daß er dort den Enkhuyser Agatapfel und Credes Taubenapfel nicht unterscheiden könne, und auch ein Gärtner aus Holland den Letzteren bei ihm gleich für den Enkhuyser gehalten habe. Bisher habe ich beide dadurch unterschieden, dass der Obige (Enkhuyser Agatapfel) noch etwas feinere Triebe hat, weniger Größe erlangt und weniger stark geröthet ist; doch mag auf die Identität geachtet werden.” (Illustriertes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4, S. 259). Auch der Pomologe Lucas (Reutlingen) vermutet den Ursprung der Sorte in Holland und verweist auf einen mutmaßlichen Irrtum des Pomologen Diel: Die Sorte Credes Taubenapfel komme „wahrscheinlich ursprünglich aus Holland, dem Land, dem man seine Vermehrung verdankt. Heute finden wir ihn häufig in unseren Obstbausammlungen. Der Doktor Diel charakterisiert ihn unter zwei verschiedenen Namen – Crede’s blutrother Wintertäubling und danach Holländischer rother Wintercalville – und das im selben Band.“ (in: Illustriertes Handbuch der Obstkunde, Band 1,1859, Nr. 37, S. 105). Dieser Meinung schließt sich auch der französische Pomologe Leroy (1873) an, und bemerkt: „Diel war ein sehr praktischer, sehr gewissenhafter Pomologe, dessen zahlreiche Publikationen Autorität besaßen und immer noch besitzen. Solche Irrtümer sind jedoch recht normal in seinen Werken, was die extreme Schwierigkeit bezeugt, die das vergleichende Studium der Obstbäume bereitet“. Die pomologischen Dispute der damaligen Fachwelt kamen letztlich jedoch nicht zu eindeutigen Ergebnissen.
Verbreitung: 
Die hier beschriebene Apfelsorte Crede’s Taubenapfel ist heute im Kreis Heinsberg gelegentlich noch im Streuobst anzutreffen. Bäume dieser Sorte wurden von den Baumschulen Plum und Morjan im Kreis Heinsberg bis in die 1960er Jahre vertrieben. Erst danach verschwand die Sorte völlig vom Markt.
Frucht: 
Frucht mittelgroß (bis groß), meist etwas hochgebaut, variabel kegelförmig bis glockenförmig, vereinzelt auch spitzkegelförmig. Deckfarbe kräftig rot (baumfrisch hell bereift, dadurch auch lachsrot, rosarötlich) gehaucht, flächig, marmoriert, überlagert von einer verwaschen getuschten, kräftig roten Streifung, auf einem Drittel bis drei Vierteln der Frucht.Deckfarbe meist von der Stielseite ausgehend. Frucht relativ fest, wenig druckanfällig. Schale glatt, durch den Reif matt, bei abgewischtem Reif glänzend, trocken, mitteldick bis dick, relativ hart, beim Kauen störend. Stielgrube eng bis mittelweit, flach bis mitteltief, z.T. mit Ansatz von Fleischwulst.Kernhaus mittelgroß bis groß, typisch stielnah, Kernhauswände deutlich und zahlreich gerissen; ohrenförmig bis bogen-oder bohnenförmig. Achsenhöhle schwach geöffnet.Fruchtfleisch -Fruchtfleisch hell gelblich-weiß, fast weiß, fest, mittelfeinzellig, mittlerer Saftgehalt, bei Lagerung später etwas mürbe werdend. Mild süßsäuerlich, ohne ausgeprägtes Aroma.
Baum: 
Der Baum der Sorte Crede’s Taubenapfel wächst eher mittelstark bis schwach, er bildet eine eher kleine Krone mit feintriebiger, im Außenbereich hängender Verzweigung. Bei einer Anzucht als Hochstamm sollte die Sorte in die Krone veredelt werden, d.h. mit einem Stammbildner als Zwischenveredlung. Die Sorte kommt relativ früh in den Ertrag. Bei fehlender Schnittpflege neigt sie zu Kleinfrüchtigkeit und vorzeitigem Vergreisen. Die Baumgesundheit kann – trotz einer leichten Anfälligkeit gegenüber Schorf und Krebs – als gut bezeichnet werden. Die Blüte im Frühjahr zeitigt spät. Als diploide Sorte ist Crede’s Taubenapfel ein guter Befruchter für andere (ebenfalls eher spät blühende) Apfelsorten. Das Laub ist klein bis mittelgroß, mittel- bis hellgrün, die jungen Jahrestriebe weinrötlich, fein punktiert.
Verwechsler: 
Roter Wintertaubenapfel
Anbaueignung: 
Alles in allem ist die Sorte eher für Haus- und Kleingärten geeignet, wo kleinere Baumformen und gute Erträge erwünscht sind. Bei einer Pflanzung in hochstämmigen Obstwiesen sollte eine regelmäßige Schnittpflege gewährleistet sein. Die Frucht ist heute eher als Wirtschaftsapfel einzuschätzen, baumfrisch auch Tafelapfel, dessen fruchtige Saftigkeit bezüglich Aroma und Süße jedoch hinter dem heute gewohnten Marktapfel-Sortiment zurückbleibt.

Basisdaten
Obstart: 
Apfel
Synonyme: 
Crede’s blutroter Wintertäubling
Pomologischer Status: 
Pomologisch beschrieben
Verwechslersorten: 
Roter Wintertaubenapfel
Verbreitung
Regionen: 

Kreis Heinsberg

Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, in gutem Obstlager halten die Früchte bis weit in den Winter hinein
Pflückreife: 
Oktober
Genussreife: 
Anfang November
Genussreife: 
Januar
Größe: 
mittel
Druckfestigkeit: 
hoch
Fruchtform
Frucht mittelgroß (bis groß), meist etwas hochgebaut, variabel kegelförmig bis glockenförmig, vereinzelt auch spitzkegelförmig, bei einem Teil der Früchte zum Kelch hin seitlich eingezogen. Im Querschnitt erscheint die Frucht relativ rund, obwohl von der Kelchumgebung ausgehend flache breite Kanten über die Frucht laufen, allerdings nicht weiter als bis zur Fruchtmitte.
Form: 
hochkegelförmig
Form: 
glockenförmig
Form Querschnitt: 
schwachkantig
Fruchtschale

Frucht relativ fest, wenig druckanfällig. Schale glatt, durch den Reif matt, bei abgewischtem Reif glänzend, trocken, mitteldick bis dick, relativ hart, beim Kauen störend. Schalenpunkte sehr klein, fein, grün oder rostfarben, kaum auffallend. Kelchansicht -Kelchgrube flach bis mitteltief, mittelweit (variabel), Seiten flach bis mittelsteil abfallend, mit zum Teil deutlichen Falten und Zwischenfalten, z.T. etwas „schmutzig“ berostet.

Beschaffenheit: 
glatt
Stärke: 
dick
Grundfarbe: 
grüngelb
Deckfarbe
Farbanteil: 
hoch
Farbintensität: 
stark
Farbstruktur: 
verwaschen
Farbstruktur: 
marmoriert
Farbstruktur: 
deckend
Färbung: 
Grundfarbe bei Pflückreife grünlich gelb, bei Genussreife hell gelblich. Deckfarbe kräftig rot (baumfrisch hell bereift, dadurch auch lachsrot, rosarötlich) gehaucht, flächig, marmoriert, überlagert von einer verwaschen getuschten, kräftig roten Streifung, auf einem Drittel bis drei Vierteln der Frucht.Deckfarbe meist von der Stielseite ausgehend.
Bereifung: 
vorhanden
Stielbereich und Stiel
Stielgrube eng bis mittelweit, flach bis mitteltief, z.T. mit Ansatz von Fleischwulst, unberostet oder fein klecksartig olivgrünlich oder –bräunlich berostet, Stiel kurz bis mittellang, dünn bis mitteldick, meist etwas aus der Stielgrube herausragend.
Stielgrube
Weite: 
eng
Relief: 
mit Fleischwulst in der Grube
Stiel
Länge: 
kurz
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube flach bis mitteltief, mittelweit (variabel), Seiten flach bis mittelsteil abfallend, mit zum Teil deutlichen Falten und Zwischenfalten, z.T. etwas „schmutzig“ berostet. Kelch variabel, oft groß, halboffen (aber auch klein, geschlossen oder offen). Kelchblätter am Grunde z.T. getrennt, im Ansatz grün, mittellang, schmal gespitzt.
Kelchgrube
Tiefe: 
flach
Abbildungen
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle kurz, dreieckig. Kernhaus mittelgroß bis groß, typisch stielnah, Kernhauswände deutlich und zahlreich gerissen; ohrenförmig bis bogen-oder bohnenförmig. Achsenhöhle schwach geöffnet. Kerne klein bis mittelgroß, schmal, lang gespitzt, 7 – 8 : 4 mm, mittelbraun, heller auftrocknend.
Kernhaus
Kernhauslage bezogen auf die Gesamtfrucht: 
stielnah
Kernhauswände
Beschaffenheit: 
viele Risse
Kerne
Chromosomenzahl: 
diploid-
Größe: 
klein
Höhe: 
7.00 mm
Breite: 
4.00 mm
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch -Fruchtfleisch hell gelblich-weiß, fast weiß, fest, mittelfeinzellig, mittlerer Saftgehalt, bei Lagerung später etwas mürbe werdend. Mild süßsäuerlich, ohne ausgeprägtes Aroma.

Abbildungen
Baum im Laub: 

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de