Dycker Schmalzbirne

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
stark gefährdet
Doppelte Wried ( Hamburg, Schleswig- Holstein), Griesbirne
Die Pflückreife (im harten Zustand) liegt etwa Mitte September, kurz vor der Köstlichen von Charneux. Nach etwa 8 bis 14 Tagen Lagerung wird sie schmelzend und genussreif, ist dann jedoch nur einige Tage haltbar.
Die genaue Herkunft dieser Sorte ist unbekannt. Nach Angaben von Adam Schipper, Hofgartendirektor auf Schloss Dyck in den 1930er Jahren, wurde die Sorte in den Gartenanlagen des im heutigen Rhein-Neuss-Kreis gelegenen Schlosses schon seit etwa 1800 als „Braune Schmalzbirne“ kultiviert und von Schipper selbst später in Dycker Schmalzbirne umbenannt (vgl. „Deutscher Obstbau“, Juni 1943). Sie gehörte vermutlich zu jenen Sorten, die Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck um 1800 zu Versuchszwecken bei Schloss Dyck anpflanzen ließ (der Mutterbaum stand noch bis etwa 1900).
Von hier verbreitete sich die Sorte aufgrund ihrer hohen Erträge dann in die nähere und weitere Umgebung des Rheinlandes und war nach 1900 im Raum Grevenbroich zeitweise die meist angebaute Birnensorte; ihre Früchte fanden auf den Märkten der großen Städte, wie z.B. Düsseldorf, problemlos Absatz. Fürst Salm-Reifferscheidt hatte die Edelreiser für seine Versuchspflanzung seinerzeit auch aus anderen Regionen Deutschlands sowie auch aus den Nachbarländern Frankreich, Belgien und den Niederlanden bezogen, so dass die Sorte vermutlich noch weit älteren Ursprungs sein dürfte. Dafür spricht auch, dass die Sorte auch im östlichen Westfalen seit alters her unter dem Namen Griesbirne bekannt ist und auch im Norden Deutschlands vereinzelt noch im Streuobst anzutreffen ist. Vor allem aber im Rheinland war die Sorte bekannt und beliebt. Nach 1918 führte die enorme Nachfrage aus dem Ruhrgebiet sogar zu großangelegten Umveredelungen anderer Birnbäume (vgl. auch Rhein. Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau 1929, Heft 12). Noch bis in die 1960er Jahre wurde die Dycker Schmalzbirne im Dycker Ländchen auf Wochenmärkten angeboten. In dieser Region zwischen Mönchengladbach, Neuss und Grevenbroich sind noch heute alte Bäume der Sorte im Streuobst zu finden.
Frucht mittelgroß bis groß, variabel birnenförmig oder auch kegelförmig-gedrungen, seltener flaschenförmig, stielseitig meist seitlich eingezogen. Im Querschnitt unregelmäßig rundlich, kelchseitig z.T. leicht kantig. Fast die gesamte Frucht ist mit einer gleichmäßigen Berostung überzogen, die am Baum düster grünlich braun erscheint und einige Tage nach der Ernte typisch goldbronzefarben, zimtbraun aufhellt, sonnenseits vereinzelt mit einem Anflug von Kupferröte. Schalenpunkte auffallend, hell, relativ groß, zum Kelch hin dichter werdend. Kerne meist zahlreich (z.T. auch taub), relativ groß (9 -10 : 4 mm), kirschholzbraun, oft dunkelbraun gerandet. Fruchtfleisch -ziemlich hell, beige weiß, fast weiß, nach einigen Tagen Lagerung schmelzend, zum optimalen Zeitpunkt sehr saftig, direkt um Kelchhöhle und Kernhaus auch etwas steinzellig, ohne ausgeprägte Süße und Säure, aber von eigentümlicher Würze.
Der Baum der Dycker Schmalzbirne wächst in der Jugend recht stark und kann auch im Grasland gepflanzt werden. Die Sorte bildet mittelgroße bis große, hochkugelige Kronen und setzt relativ früh mit der Fruchtbarkeit ein. Bezüglich des Bodens ist sie breit anbaufähig. Die Blüte erscheint mittelfrüh, groß und ist anscheinend gegenüber Witterungseinflüssen robust, weshalb der Baum seltener als andere Sorten mit dem Ertrag aussetzt.Kerne meist zahlreich (z.T. auch taub), relativ groß (9 -10 : 4 mm), kirschholzbraun, oft dunkelbraun gerandet.
Madame Verte (Hält viel länger), Gellerts Butterbirne (evt. Gräling, Bosc’s Flaschenbirne)
Alles in allem ist die Dycker Schmalzbirne eine robuste, großfrüchtige und qualitativ gute Wirtschaftsbirne mit guten Erträgen, die auch für Streuobst- und Wegepflanzungen geeignet ist. Nachteilig ist ihre kurze Fruchtreife, die eine schnelle Verarbeitung erfordert. Als Tafelbirne kommt sie heute kaum noch in Betracht. Die saftreiche, schmelzende Frucht ist eine wertvolle Wirtschaftsfrucht zum Einmachen und Dörren, sie muss jedoch zügig – innerhalb von ein bis zwei Wochen – verarbeitet werden. Wegen ihrer begrenzten Lagerfähigkeit ist sie nur bedingt als Tafelbirne geeignet. Die Pflückreife (im harten Zustand) liegt etwa Mitte September, kurz vor der Köstlichen von Charneux. Nach etwa 8 bis 14 Tagen Lagerung wird sie schmelzend und genussreif, ist dann jedoch nur einige Tage haltbar.

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