Münsterbirne R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Synonyme: 
Zuckerbirne, Doppelte Münsterbirne
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Ende August bis Anfang September. Genussreif bleiben die Früchte etwa drei Wochen lang.
Herkunft: 
Die genaue Herkunft und der Entstehungszeitpunkt der Sorte sind unbekannt. Sie findet jedoch schon vor rund einhundert Jahren Erwähnung bei U. Dederichs (o.J.), „Der Obstbau im Kreise Monschau“, wo es heißt: „Da ist zunächst die sogenannte Münsterbirne oder auch Zuckerbirne geheißen, die ihren Namen dem Münsterland, dem Land um Cornelimünster verdankt. Ein dankbares Birnchen, das zu allem verwendet werden kann, zum Einmachen, Rohessen und Trocknen“ (S. 3). Angeblich soll schon im 17. Jahrhundert der Baum einer Münsterbirne eine Grundstücksgrenze des Klosters in Kornelimünster markiert haben; 1646 wurde anstelle des Baumes ein Grenzstein mit der Inschrift Beirbvm („Birnbaum“) aufgestellt (Abt Altenähr, „Der Grenzstein am Beirbvm“ (Abtei Kornelimünster, 1994).
Verbreitung: 
Die Münsterbirne ist eine Lokalsorte aus dem Raum Aachen, dort speziell aus dem – im Grenzbereich der Städte Aachen und Stolberg gelegenen – sog. „Münsterländchen“ mit seinen Gemeinden Münsterbusch, Kornelimünster, Brand, Schleckheim und Breinig und weiteren Ortschaften.Auch heute noch existieren im „Münsterländchen“ zahlreiche der mächtigen alten Münsterbirnen; die Biologische Station StädteRegion Aachen zählte noch etwa 60 Bäume, die dem Anschein nach zum großen Teil über einhundert Jahre alt sein dürften. Bei einem der Bäume ist sogar ein Alter von 200 Jahren bezeugt. Von den Baumbesitzern werden einige der Bäume abweichend als „Doppelte Münsterbirne“ bezeichnet, die sich durch die Größe ihrer Früchte von der „einfachen“ Münsterbirne unterscheide. Eine im Rahmen des LVR-Projekts „Lokale und regionale Obstsorten„ durchgeführte molekulargenetische Untersuchung beider Sorten ergab jedoch, dass die vermeintliche „Doppelte Münsterbirne“ mit der Münsterbirne identisch ist. Erhältlich ist die Münsterbirne noch in den Baumschulen Plum (Heinsberg), Minis (Herzogenrath) und Frijns (Margraten/NL).
Frucht: 
Frucht klein bis mittelgroß, hochgebaut kegelförmig, kegelförmig bis birnenförmig; kelchbauchig, kelchseitig abgerundet, zum Stiel hin teils seitlich eingezogen, teils gleichmäßig verjüngt und stielseitig oft auffallend abgeplattet. Deckfarbe baumreif dunkelrot, blutrot, auf einem Achtel bis der Hälfte der Frucht. Sonnenseitig teils auch flächige, auf Deckfarbe fein golden bronzierte Berostungen. Schale glänzend, trocken. Die großen Schalenpunkte sind auffallend eingesenkt, was die Schale etwas uneben, fast beulig, erscheinen lässt. Kerne öfters taub. Volle Kerne dunkelbraun, 8 (-8,5):4 mm, oben teils mit kleiner „Nase“, unten zugespitzt, zur Spitze hin teils gekrümmt, teils seitlich etwas eingeschnürt. Fruchtfleisch beige weiß, schwach gelblich weiß, etwas griesig, mittlerer Saftgehalt, je nach Standort und Jahreswitterung süß aromatisch, würzig, oder ohne ausgeprägtes Aroma. Etwas zur Steinzelligkeit neigend.
Baum: 
Der Baum der Münsterbirne wächst ausgesprochen stark und bildet mächtige Kronen, die ein hohes Alter erreichen können. Auch im Alter sind die Bäume meist noch vital und reagieren auf Verjüngungsschnitt mit einem kräftigen Neuaustrieb.
Verwechsler: 
Holzfarbige Butterbirne, Clapps Liebling,
Anbaueignung: 
Die Münsterbirne wurde früher als Tafelbirne geschätzt, aber auch als Wirtschaftsbirne zum Einkochen verwendet oder zum Dörren. Dazu wurden die Birnen auf Trockengestellen über dem Herd getrocknet und später bei Bedarf eingeweicht, auf ein Sieb gestrichen und zum Bäcker gebracht, der daraus den sog. Spießfladen buk (Anm.: Spieß = Speise). Heute werden die Früchte der Münsterbirne jedoch zunehmend seltener verwertet, da sie relativ klein und an den meist hohen alten Bäumen nur beschwerlich zu ernten sind. Die Sorte ist recht robust gegen Krankheiten, wenn auch nicht völlig frei von Schorf. Der Ertrag ist mittelhoch und alternierend. Die Münsterbirne ist eine Wirtschaftsbirne, deren Bäume gut für die Streuobstwiese geeignet und (besonders zurzeit der Obstblüte) landschaftsprägend sind.

Basisdaten
Obstart: 
Birne
Synonyme: 
Zuckerbirne, Doppelte Müsterbirne
Pomologischer Status: 
In Literatur oder Sortenlisten nur Sortenname erwähnt
Verwechslersorten: 
Holzfarbige Butterbirne, Clapps Liebling,
Verbreitung
Regionen: 

Lokalsorte aus dem Raum Aachen, dort speziell aus dem – im Grenzbereich der Städte Aachen und Stolberg gelegenen – sog. „Münsterländchen“

Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Ende August bis Anfang September. Genussreif bleiben die Früchte etwa drei Wochen lang.
Pflückreife: 
Ende August
Genussreife: 
September
Fruchtform
Frucht klein bis mittelgroß, hochgebaut kegelförmig, kegelförmig bis birnenförmig; kelchbauchig, kelchseitig abgerundet, zum Stiel hin teils seitlich eingezogen, teils gleichmäßig verjüngt und stielseitig oft auffallend abgeplattet. Im Querschnitt etwas unrund, kelchseitig teils auch leicht zehnkantig.
Form: 
kegelförmig
Form Querschnitt: 
schwachkantig
Dickster Bauchdurchmesser: 
kelchnah
Verjüngung zum Stiel: 
schwach eingeschnürt
Fruchtschale

Frucht baumreif fest, gut transportfähig, erst mit beginnender Genussreife druckanfällig. Schale glänzend, trocken. Die großen Schalenpunkte sind auffallend eingesenkt, was die Schale etwas uneben, fast beulig, erscheinen lässt. Grundfarbe gelblich grün, trüb oliv gelblichgrün.

Beschaffenheit: 
glänzend
Grundfarbe: 
grüngelb
Deckfarbe
Farbanteil: 
mittel
Farbintensität: 
mittel
Farbstruktur: 
deckend
Färbung: 
Deckfarbe baumreif dunkelrot, blutrot, auf einem Achtel bis der Hälfte der Frucht. Sonnenseitig teils auch flächige, auf Deckfarbe fein golden bronzierte Berostungen.
Lentizellen
Größe: 
groß
Anzahl und Streuung: 
mittel
Ausformung: 
eingesenkt
Stielbereich und Stiel
Stielgrube flach bis mitteltief, eng (bis mittel-weit). Stiel kurz bis mittellang, mitteldick, holzig, zu beiden Enden hin verdickt. Stielumgebung teils mit kräftig brauner Berostung („Rostkappe“).
Stielgrube
Stielsitz: 
eingesteckt
Weite: 
eng
Tiefe: 
flach
Berostung: 
mittelstark
Berostung: Farbe: 
hellbraun
Berostung: Ausprägung: 
flächig
Stiel
Länge: 
kurz
Länge: 
mittel
Form/Struktur: 
holzig
Form/Struktur: 
Ansatz verdickt
Form/Struktur: 
Ende verdickt
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube flach (bis mitteltief), eng bis mittelweit, Kelchumgebung teils fast eben, teils auch leicht (zehn-)kantig. Kelch mittelgroß bis klein, halboffen, kurze Blättchen.
Kelchgrube
Weite: 
mittelweit
Weite: 
eng
Tiefe: 
mittetief
Tiefe: 
flach
Kelch
Öffnung: 
halboffen
Kelchblattform: 
kurz
Abbildungen
Frucht am Baum: 
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kernhaus klein, deutlich kelchseitig. Achse geschlossen, Samenfächer klein, länglich, dicht an der Achse anliegend. Kernhausbegrenzung eng ums Kernhaus, oval, etwas gekörnt.
Kernhausachse: 
geschlossen
Kernhausfächer
Lage: 
anliegend
Kerne

Kerne öfters taub. Volle Kerne dunkelbraun, 8 (-8,5):4 mm, oben teils mit kleiner „Nase“, unten zugespitzt, zur Spitze hin teils gekrümmt, teils seitlich etwas eingeschnürt.

Zustand: 
Mehrzahl schlecht ausgebildet
Größe: 
mittel
Höhe: 
8.00 mm
Breite: 
4.00 mm
Ausprägung: 
Kernkuppe mit Nase
Nasenansatz: 
deutliche Nase
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch beige weiß, schwach gelblich weiß, etwas griesig, mittlerer Saftgehalt, je nach Standort und Jahreswitterung süß aromatisch, würzig, oder ohne ausgeprägtes Aroma. Etwas zur Steinzelligkeit neigend.

Farbe: 
gelblich-weiß
Struktur: 
grobzellig
Geschmack: 
süß
Geschmack: 
aromatisch
Baummerkmale

Der Baum der Münsterbirne wächst ausgesprochen stark und bildet mächtige Kronen, die ein hohes Alter erreichen können. Auch im Alter sind die Bäume meist noch vital und reagieren auf Verjüngungsschnitt mit einem kräftigen Neuaustrieb. Der Baum hat einen deutlich dominierenden Mittelstamm, daneben oft auch einen oder mehrere steil hochstrebende Leitäste, während die übrigen Seitenäste eher schräg bis flach verzweigen. Er bildet eine hohe (teils 15 Meter und mehr erreichende) trichterförmige bis hochrunde Krone. Das Laub ist mittelgroß, oft schiffchenförmig gebogen und von mittlerem bis leicht grau erscheinendem Grün.

Baumform/Habitus
Wuchskraft im Jugendstadium: 
stark
Abbildungen
Baum in Blüte/Winter: 
Baumgesundheit

Die Sorte ist recht robust gegen Krankheiten, wenn auch nicht völlig frei von Schorf.

Anbaubewertung
Anbaueignung: 

Der Ertrag ist mittelhoch und alternierend. Die Münsterbirne ist eine Wirtschaftsbirne, deren Bäume gut für die Streuobstwiese geeignet und (besonders zurzeit der Obstblüte) landschaftsprägend sind.

Anbauempfehlung: 
Streuobstwiese
Verwendung der Früchte: 
Kochen/Braten
Verwendung der Früchte: 
Trocknen
Verwendung der Früchte: 
Saft/Süßmost
Ertragsverhalten
Rhythmus: 
Neigung zur Alternanz

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de