Neuhäuser R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Reifezeit: 
Die Pflückreife beginnt etwa Anfang bis Mitte Oktober. Verwendbar bleiben die Früchte bis etwa Januar/Februar, jedoch werden sie schon bald nach der Ernte relativ trocken und mehlig.
Herkunft: 
Die genaue Herkunft und der Entstehungszeitpunkt der Sorte sind unbekannt. Erwähnt wird die Sorte bereits von Ferdinand Rubens, Lehrer und Gutsbesitzer zu Hossenhaus bei Solingen, in seiner Schrift: „Vollständige Anleitung zur Obstbaumzucht nebst einer systematischen Classification und Beschreibung der Obstsorten“ (1843/44). Nach einer Notiz in der „Rhein. Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ vom Mai 1925 wurde der Neuhäuser bereits „Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts im Bergischen angepflanzt.
Verbreitung: 
Die Sorte Neuhäuser war in der sogenannten „Bergischen Obstkammer“, die sich auf Teile des Rheinisch-Bergischen Kreises, des Oberbergischen Kreises und auf den Solinger Süden erstreckte, einst sehr verbreitet. Sie kann als typische Regionalsorte des Bergischen Landes bezeichnet werden. In den Gehöften um Ohligs herum war er noch vor 25 Jahren fast bei jedem Besitzer in einigen Exemplaren anzutreffen. In manchen Baumhöfen machte er zwei Drittel des ganzen Apfelbestandes aus“ (Wilhelm Heller, Ohligs). Möglicherweise wurde die Sorte einst nach einer der Hofschaften namens Neuenhaus benannt, von denen es mehrere in Leverkusen, Solingen und Burscheid-Dierath gibt. Im Bergischen Land im Raum Leverkusen, Leichlingen, Solingen, Burscheid, Wermelskirchen und Radevormwald war die Sorte anscheinend noch bis zum Zweiten Weltkrieg in den Streuobstbeständen recht verbreitet. Alfred Bartl, von 1950-1974 Kreisobstbauinspektor im Rhein-Wupper-Kreis und bis 1978 im Rheinisch-Bergischen Kreis, zählt den Neuhäuser unter den häufigen Hochstamm-Sorten des Bergischen Landes auf (Bartl, „Der Obstbau des Rhein-Wupper-Kreises und in Leverkusen“, 1955, S. 29). Heute ist der Neuhäuser im Bergischen Land nur noch selten in den Streuobstbeständen zu finden; es sind nur noch wenige Standorte bekannt. Dass Bartl den Neuhäuser in einer Reihe mit dem Doppelten Härtling unter den „süßen und halbsüßen Sorten“ aufzählt, ist ein Hinweis darauf, dass die Früchte des Neuhäuser seinerzeit – wie die anderer Süßäpfel – in erster Linie zur Herstellung des Rheinischen Apfelkrauts in den Krautfabriken landeten. Solche Krautfabriken gab es im Bergischen Land einst zahlreich, u.a. in Neukirchen, Leichlingen, Burscheid, Witzhelden und Büscherhofen.
Frucht: 
Frucht mittelgroß (bis groß), abgerundet kegelförmig. (Doppelter Neuhäuser: Früchte groß, breitrund kegelförmig), unregelmäßig, im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht kantig. Deckfarbe sonnenseitig bräunlich orange oder rot gehaucht (teils von hellen Schalenpunkten unterbrochen), auf bis zu einem Drittel der Frucht, öfters auch gänzlich fehlend. Schale glatt, etwas wachsig, glänzend oder mattglänzend, relativ dick, derb. Schalenpunkte klein, auf Grundfarbe z.T. grünlich (oder grünlich umhöft), auf Deckfarbe hell, z.T. mit hellen (auffallenden) Umhöfungen. Kelchgrube mittelweit, flach bis mitteltief; Seiten flach abfallend, teils mit auffallenden Falten und Fleischperlen, vereinzelt mit kleinen Rostspuren.Stielgrube mittelweit bis weit, mitteltief oder flacher, Seiten flach bis mittelsteil abfallend, meist mit einem feinen, graubräunlichen, an seinen Rändern scharf abgegrenzten Rostklecks. (beim Doppelten Neuhäuser auffallender als beim Neuhäuser).Stiel kurz, fleischig oder knopfig, teils von einem leichten Fleischwulst zur Seite gedrückt, Kernhaus mittelgroß, typisch stielnah. Fruchtfleisch -Fruchtfleisch grünlich weiß, mittelfest, mittelfein bis etwas grobzellig, mittlerer Saftgehalt, schnell trocken werdend, Schale beim Verzehr etwas grob. Mild süßsäuerlich, ohne besonderes Aroma.
Baum: 
Die Bäume des Neuhäuser haben einen mittelstarken bis starken Wuchs mit einer breit ausladenden Krone und außen zum Teil schirmartig überhängenden Ästen (etwas ähnlich etwa der Sorte Jakob Lebel). Sie sind sehr robust und wenig anfällig gegenüber Krankheiten wie Schorf, Mehltau oder Obstbaumkrebs. Das Blatt mittelgroß bis groß, oval, dunkelgrün, etwas derb. Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh und selten üppig. Dennoch tragen die Bäume reich und regelmäßig. Als vermutlich triploide Sorte ist der Neuhäuser jedoch nicht als Befruchter für andere Sorten geeignet. In der Jugend kommt die Sorte spät in den Ertrag. Der Neuhäuser ist eine reine Wirtschaftssorte für die Saftbereitung oder häusliche Verarbeitung. Die einstige Beliebtheit dieser Sorten im Raum Solingen und Leichlingen dürfte weniger auf dem besonderen Geschmack als vielmehr auf die gute Gesundheit, die Ertragsfähigkeit der Sorte sowie ihre massenhafte Verwendung als Krautapfel zurückzuführen sein.
Verwechsler: 
Doppelter Neuhäuser, Riesenboiken, Boikenapfel, Minister von Hammerstein, Adersleber Kalvill
Anbaueignung: 
Die einstige Beliebtheit dieser Sorten im Raum Solingen und Leichlingen dürfte weniger auf dem besonderen Geschmack als vielmehr auf die gute Gesundheit, die Ertragsfähigkeit der Sorte sowie ihre massenhafte Verwendung als Krautapfel zurückzuführen sein.

Basisdaten
Obstart: 
Apfel
Pomologischer Status: 
In Literatur nur kurz erwähnt
Verwechslersorten: 
Doppelter Neuhäuser, Riesenboiken, Boikenapfel, Minister von Hammerstein, Adersleber Kalvill
Herkunft
Regionen: 
Nordrhein-Westfalen
Verbreitung
Regionen: 
Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife beginnt etwa Anfang bis Mitte Oktober. Verwendbar bleiben die Früchte bis etwa Januar/Februar, jedoch werden sie schon bald nach der Ernte relativ trocken und mehlig.
Pflückreife: 
Oktober
Genussreife: 
Oktober
Genussreife: 
Januar
Größe: 
mittel
Fruchtform
Frucht mittelgroß (bis groß), abgerundet kegelförmig. (Doppelter Neuhäuser: Früchte groß, breitrund kegelförmig), unregelmäßig, im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht kantig.
Form: 
kegelförmig
Form Querschnitt: 
ebenmäßig
Form Querschnitt: 
kantig
Fruchtschale

Grundfarbe bei Pflückreife grün, gelblich grün, erst spät aufhellend, bei Genussreife grünlich gelb. Deckfarbe sonnenseitig bräunlich orange oder rot gehaucht (teils von hellen Schalenpunkten unterbrochen), auf bis zu einem Drittel der Frucht, öfters auch gänzlich fehlend. Schale und Druckfestigkeit -Schale glatt, etwas wachsig, glänzend oder mattglänzend, relativ dick, derb. Schalenpunkte klein, auf Grundfarbe z.T. grünlich (oder grünlich umhöft), auf Deckfarbe hell, z.T. mit hellen (auffallenden) Umhöfungen.

Beschaffenheit: 
glatt
Grundfarbe: 
grün
Grundfarbe: 
grüngelb
Deckfarbe
Farbanteil: 
fehlend
Farbanteil: 
gering
Farbintensität: 
schwach
Farbstruktur: 
verwaschen
Stielbereich und Stiel
Stielgrube mittelweit bis weit, mitteltief oder flacher, Seiten flach bis mittelsteil abfallend, meist mit einem feinen, graubräunlichen, an seinen Rändern scharf abgegrenzten Rostklecks. (beim Doppelten Neuhäuser auffallender als beim Neuhäuser). Stiel kurz, fleischig oder knopfig, teils von einem leichten Fleischwulst zur Seite gedrückt, nicht aus der Stielgrube herausragend.
Stielgrube
Weite: 
mittelweit
Relief: 
mit Fleischwulst in der Grube
Berostung: 
mittelstark
Berostung: Farbe: 
graubraun
Berostung: Ausprägung: 
flächig
Berostung: Ausdehnung: 
in der Grube bleibend
Stiel
Länge: 
kurz
Form/Struktur: 
fleischig
Kelchbereich und Kelch
Kelchansicht -Kelchgrube mittelweit, flach bis mitteltief; Seiten flach abfallend, teils mit auffallenden Falten und Fleischperlen, vereinzelt mit kleinen Rostspuren. Kelch mittelgroß, geschlossen (bis halboffen), Kelchblätter buschig.
Kelchgrube
Kelchgrube Relief: 
Falten
Kelchgrube Relief: 
Fleischperlen
Kelch
Öffnung: 
halboffen
Öffnung: 
geschlossen
Abbildungen
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle trichterförmig, Staubfäden mittelhoch verwachsen. Kernhaus mittelgroß, typisch stielnah. Kernhauswände ohrenförmig, meist nur vereinzelt gerissen, die Risse teils hell verpilzt; Achsenhöhle schwach geöffnet, teilweise auch mit einem zu den Samenfächern hin geschlossenen Hohlraum. Gefäßbündellinie weitläufig ums Kernhaus, breit zwiebelförmig.
Kelchhöhle
Form: 
trichterförmig
Kernhaus
Gefäßbündellinie: 
zwiebelförmig
Gefäßbündellinie: Abstand zum Kernhaus: 
weit
Kernhausachse: 
halboffen
Kernhauswände
Form: 
ohrenförmig
Beschaffenheit: 
einige Risse
Beschaffenheit: 
wattiert, ausgeblüht
Kerne

Kerne mittelgroß, auch kleiner, recht variabel, unten kurz gespitzt, 7 -8 : 4,5 -5 mm, braun.

Höhe: 
7.00 mm
Breite: 
4.50 mm
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch grünlich weiß, mittelfest, mittelfein bis etwas grobzellig, mittlerer Saftgehalt, schnell trocken werdend, Schale beim Verzehr etwas grob. Mild süßsäuerlich, ohne besonderes Aroma.

Farbe: 
grünlich-weiß
Struktur: 
grobzellig
Saftanteil: 
mäßig saftig
Geschmack: 
süßsäuerlich
Aroma: 
ohne Aroma
Abbildungen
Baum im Laub: 
Baum in Blüte/Winter: 
Blütenmerkmale/Befruchtung
Blütezeit: 
Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh und selten üppig.
Blühzeitpunkt: 
mittelfrüh
Standortansprüche
Bodenansprüche: 
breit anbaufähig
Klima/Höhenlage: 
breit anbaufähig
Anbaubewertung
Anbaueignung: 

Die einstige Beliebtheit dieser Sorten im Raum Solingen und Leichlingen dürfte weniger auf dem besonderen Geschmack als vielmehr auf die gute Gesundheit, die Ertragsfähigkeit der Sorte sowie ihre massenhafte Verwendung als Krautapfel zurückzuführen sein.

Anbaueignung: 
allgemein robust
Anbauempfehlung: 
Streuobstwiese
Verwendung der Früchte: 
Saft/Süßmost

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de