Doppelter Härtling R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Reifezeit: 
Die Pflückreife des Doppelten Härtlings liegt etwa Mitte September. Bis Ende Oktober sollte er verarbeitet sein.
Herkunft: 
Genaue Herkunft und Entstehungszeitpunkt des Doppelten Härtlings sind nicht bekannt.
Verbreitung: 
Allem Anschein nach war die Sorte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts im Bergischen Land weit verbreitet. „Doppelter Härtling ist eine hiesige, vom Landmanne sehr hoch geschätzte Lokalsorte und ein Süßapfel, der hier in grosser Zahl angepflanzt ist und noch immer bedeutend angepflanzt wird, besonders bei den jetzt bei uns begonnenen Bepflanzungen der Strassen und Wege mit Obstbäumen“, schreibt der Volksschullehrer und Pomologe Carl Hesselmann (Witzhelden) 1871 in den „Pomologischen Monatsheften“ (S.174). Der Doppelte Härtling war im Bergischen Land noch bis in die 1950er Jahre allgemein bekannt und weit verbreitet. Robert Barth, Straßenbauinspektor im Bergischen Land, empfiehlt neben anderen Apfelsorten 1949 auch den Doppelten Härtling noch zur Anpflanzung als Straßenbaum (in: „Die Bergische Obstkammer“, 1949, S. 43). Alfred Bartl, Kreisobstbauinspektor im Kreis Solingen, zählt unter den zehn häufigsten Hochstamm-Sorten des Bergischen Landes den Härtling auf (Bartl, „Der Obstbau des Rhein-Wupper-Kreises und in Leverkusen“, 1955, S. 29). Der Doppelte Härtling kann wohl als der bekannteste der vielen Süßapfelsorten gelten, die einst im gesamten Rheinland – vom Rhein-Sieg-Kreis bis hinab zum Niederrhein – verbreitet waren. „Es ist ein ziemlich grosser Wirthschaftsapfel, der hier hauptsächlich, aber auch massenhaft zu der in hiesiger Gegend sehr stark betriebenen Krautfabrikation verwandt wird“ (Hesselmann 1871). „Das sogar in ferne Länder, ja bis Amerika exportierte fein süße Apfelkraut ist größtenteils aus den Früchten dieser Sorte gepresst worden“, ergänzt Hesselmann 1880 (in: „Leitfaden der Obstkultur“, S. 32). Im Bergischen Land gab es noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche solcher Obstverarbeitungsbetriebe, u.a. in Neukirchen, Leichlingen, Burscheid, Witzhelden und Büscherhofen. Nach mündlichen Angaben von Rudi Schörmann, in den 1950er Jahren Obstbauberater im Altkreis Opladen, war die Sorte bei den Juden im Bergischen Land einst auch als Tafelapfel beliebt – ebenso wie die ebenfalls säurearmen Sorten Bäumchensapfel und Neuhauser. Heute ist der Doppelte Härtling in den Streuobstbeständen des Bergischen Landes nur selten zu finden. Die Sorte wird jedoch in kleiner Stückzahl noch von der Baumschule Korff (Odenthal) und vom Rheinisch-Bergischen Naturschutz-Verein (Overath) vermehrt. Reiser sind auch noch im Reisermuttergarten Bonn der Obst-Reiser-GmbH Wachtberg erhältlich. Mit dem weitgehenden Verschwinden der Krautfabrikation haben die Süßapfelsorten heute weitgehend ihren besonderen Wert verloren. Wo sie noch stehen, werden ihre Früchte in der Regel in den Mostereien mit verarbeitet. Als Tafelapfel zum Frischverzehr sind die Süßäpfel nach heutigen Maßstäben eher ungeeignet, da sie aufgrund ihrer fehlenden Säure etwas fad schmecken.
Frucht: 
Frucht mittelgroß, breit abgerundet kegelförmig oder breitrund, zum Kelch verjüngt, im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht rundkantig. Grundfarbe bei Pflückreife weißlich bis gelblich grün, bei Genussreife trüb gelb. Deckfarbe zinnoberrot, dunkelrot bis bräunlich rot lebhaft getuscht, kurz gestreift (bei stark besonnten Früchten auf verwaschen-marmorierter Rötung). Frucht fest. Schale glatt, öfters auch uneben, krötenhautartig, mitteldick, nach Lagerung geschmeidig, auch fettig. Schalenpunkte stielseitig z. T. groß, berostet, relativ auffallend, oft auch klein, hell oder grünlich, auffallend hell oder grünlich umhöft, z.T. erhaben, fühlbar
Baum: 
Der Baum des Doppelten Härtlings wächst mittelstark und bildet mittelgroße bis große, pyramidale Kronen mit außen etwas schirmartig überhängenden Fruchtästen. Er ist relativ robust gegen die Pilzkrankheiten Schorf, Mehltau und Obstbaumkrebs und anspruchslos bezüglich der Bodenverhältnisse. Der Ertrag ist relativ hoch, jedoch alternierend, d.h. Ertragsjahre wechseln mit Ausfalljahren. Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh. Als diploide Sorte ist er auch ein guter Befruchter für andere Apfelsorten. Das Blatt ist von mittlerer Größe, rundlich-oval, vorn stumpf gespitzt und erscheint mittelgrün bis leicht graugrün. Von seiner Baumgesundheit ist der Doppelte Härtling für die Anpflanzung in Streuobstwiesen gut geeignet. Kernhauswände ohrenförmig, schwach gerissen. Achsenhöhle geschlossen oder höchstens schwach geöffnet. Kerne mittelgroß bis groß, breit, eiförmig, gespitzt, dunkelbraun, ca. 9 (-10) : 4,5 (-5) mm. Fruchtfleisch -Fruchtfleisch (grünlich-) gelblich-weiß, mäßig verbräunend, etwas grobzellig, geringer Saftgehalt, gelagert bald mehlig, süßlich, ohne Säure, fad. Kernhauswände ohrenförmig, schwach gerissen. Achsenhöhle geschlossen oder höchstens schwach geöffnet. Kerne mittelgroß bis groß, breit, eiförmig, gespitzt, dunkelbraun, ca. 9 (-10) : 4,5 (-5) mm. Fruchtfleisch -Fruchtfleisch (grünlich-) gelblich-weiß, mäßig verbräunend, etwas grobzellig, geringer Saftgehalt, gelagert bald mehlig, süßlich, ohne Säure, fad.
Verwechsler: 
Dupple Zoete Aagt (holländ. Stammbildner), Dülmener Rosenapfel, Bresüthe
Anbaueignung: 
Mit dem Verschwinden der Apfelkrautfabrikation hat die Sorte – wie die meisten Süßapfelsorten – heute ihre Anbaubedeutung jedoch weitgehend verloren. Ein Wiederaufleben der bergischen Apfelkraut-Tradition, z.B. durch Vermarktung lokaler Spezialitäten, würde der Sorte wieder zu neuem Wert verhelfen

Basisdaten
Obstart: 
Apfel
Pomologischer Status: 
Pomologisch beschrieben
Verwechslersorten: 
Dupple Zoete Aagt (holländ. Stammbildner), Dülmener Rosenapfel, Bresüthe
Verbreitung
Regionen: 

Bergisches Land

Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife des Doppelten Härtlings liegt etwa Mitte September. Bis Ende Oktober sollte er verarbeitet sein.
Pflückreife: 
September
Genussreife: 
September
Genussreife: 
Oktober
Größe: 
mittel
Fruchtform
Frucht mittelgroß, breit abgerundet kegelförmig oder breitrund, zum Kelch verjüngt, im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht rundkantig
Form: 
breitkegelförmig
Fruchtschale

Grundfarbe bei Pflückreife weißlich bis gelblich grün, bei Genussreife trüb gelb. Deckfarbe zinnoberrot, dunkelrot bis bräunlich rot lebhaft getuscht, kurz gestreift (bei stark besonnten Früchten auf verwaschen-marmorierter Rötung), auf zwei Dritteln bis fast der gesamten Frucht. Schale und Druckfestigkeit -Frucht fest. Schale glatt, öfters auch uneben, krötenhautartig, mitteldick, nach Lagerung geschmeidig, auch fettig.

Beschaffenheit: 
glatt
Beschaffenheit: 
fettig
Deckfarbe
Farbstruktur: 
gestreift
Lentizellen
Größe: 
groß
Ausformung: 
aufsitzend
Stielbereich und Stiel
Stielgrube weit, mitteltief bis tief. Seiten mittelsteil, oliv graugrün berostet, Berostung z.T. stark schuppig, aus der Stielgrube auslaufend. Stiel kurz, variabel dick bis dünn meist nicht aus der Stielgrube herausragend.
Stielgrube
Weite: 
weit
Tiefe: 
tief
Berostung: Farbe: 
olivbraun
Berostung: Struktur: 
grobschuppig
Stiel
Länge: 
nicht über den Grubenrand hinausgehend
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube eng bis mittelweit, tief bis mitteltief, schüsselförmig. Seiten mittelsteil bis steil, ebenmäßig, kaum faltig, selten auch ansatzweise Fleischperlen am Kelch. Kelch mittelgroß, geschlossen oder halboffen. Kelchblätter kurz bis mittellang, im Ansatz teilweise noch grün.
Abbildungen
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle meist trichterförmig, mit ganz kurzer schmaler Röhre, auch steil dreieckig. Kernhaus variabel, oft klein, aber auch mittelgroß bis groß. Kernhauswände ohrenförmig, schwach gerissen. Achsenhöhle geschlossen oder höchstens schwach geöffnet. Kerne mittelgroß bis groß, breit, eiförmig, gespitzt, dunkelbraun, ca. 9 (-10) : 4,5 (-5) mm.
Kelchröhre
Vorhanden: 
ja
Länge: 
kurz
Kernhaus
Kernhausachse: 
geschlossen
Kernhauswände
Form: 
ohrenförmig
Beschaffenheit: 
einige Risse
Kerne
Größe: 
groß
Höhe: 
9.00 mm
Breite: 
4.50 mm
Form: 
breit
Farbe in frischem Zustand: 
kastanienbraun
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch (grünlich-) gelblich-weiß, mäßig verbräunend, etwas grobzellig, geringer Saftgehalt, gelagert bald mehlig, süßlich, ohne Säure, fad.

Farbe: 
grünlich-weiß
Struktur: 
grobzellig
Saftanteil: 
mäßig saftig
Geschmack: 
süß
Abbildungen
Baum im Laub: 
Baum in Blüte/Winter: 
Literatur: 
Engelbrecht,Th. Deutschlands Apfelsorten 1889 Nr. 615
Aigner,K. Äpfel und Birnen 2013 farbabbildung Nr.115

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de