Bäumche(n)sapfel R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Ende September, Anfang Oktober. Bis Dezember sollten die Früchte verbraucht sein.
Herkunft: 
Die Apfelsorte Bäumchesapfel ist eine Lokalsorte des Bergischen Landes. Sie war hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – möglicherweise auch schon weit früher – verbreitet und wurde erstmals beschrieben (unter dem Namen Bäumchensapfel) von dem Pomologen ENGELBRECHT (1887) im „Vereinsblatt des Deutschen Pomologen-Vereins“ (S. 60) sowie in „Deutschlands Apfelsorten“ (ENGELBRECHT 1889).
Verbreitung: 
Im Bergischen Land im Raum Leverkusen, Leichlingen, Langenfeld, Solingen, Burscheid, Wermelskirchen und Radevormwald war die Sorte anscheinend noch bis zum Zweiten Weltkrieg in den Streuobstbeständen recht verbreitet. Heute ist der Bäumchesapfel im Streuobst trotz seiner einstigen großen Verbreitung nur noch sehr selten zu finden. In Baumschulen ist die Sorte schon seit einigen Jahrzehnten kaum noch im Angebot.
Frucht: 
Streifling, Frucht mittelgroß, hochgebaut kegelförmig, zum Kelch verjüngt; mit variabel mehr oder weniger ausgeprägten Kanten um den Kelch, die von dort über die Frucht verlaufen. Im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht kantig.
Baum: 
Der Baum der Sorte Bäumchesapfel ist mittelstark bis starkwüchsig und bildet im Alter relativ große, ausladende, sehr dicht verzweigende Kronen, die im Feinholzbereich etwas hängen.
Verwechsler: 
Salome, Notarisapfel, Alantapfel, Mutterapfel, evt. Rheinisches Seidenhemdchen, Geheimrat Breuhahn, Wilstedter Apfel, Johannes Böttner, Stahls Winterprinz
Anbaueignung: 
Die Sorte ist robust und bezüglich des Standortes breit anbaufähig, wenig anfällig für Schorf und Mehltau. Auch gilt sie als sehr widerstandsfähig gegen Obstbaumkrebs, wenngleich bei Jungbäumen vereinzelt Krebs beobachtet wurde. Die Bäume können sehr alt werden. Alles in allem ist der Bäumchesapfel eine typische Sorte für den extensiven Streuobstanbau, die überwiegend als Wirtschaftssorte Verwendung findet oder als Tafelapfel für Liebhaber säurearmer Äpfel.

Basisdaten
Obstart: 
Apfel
Pomologischer Status: 
Pomologisch beschrieben
Verwechslersorten: 
Salome, Notarisapfel, Alantapfel, Mutterapfel, evt. Rheinisches Seidenhemdchen, Geheimrat Breuhahn, Wilstedter Apfel, Johannes Böttner, Stahls Winterprinz
Herkunft
Land: 
Deutschland
Regionen: 
Nordrhein-Westfalen
Region: 
Bergisches Land
Entstehungs- und Verbreitungszeitpunkt: 
Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts – möglicherweise auch schon weit früher

Die Apfelsorte Bäumchesapfel ist eine Lokalsorte des Bergischen Landes. Sie war hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – möglicherweise auch schon weit früher – verbreitet und wurde erstmals beschrieben (unter dem Namen Bäumchensapfel) von dem Pomologen ENGELBRECHT (1887) im „Vereinsblatt des Deutschen Pomologen-Vereins“ (S. 60) sowie in „Deutschlands Apfelsorten“ (ENGELBRECHT 1889).
Carl Hesselmann (1832-1902), Volksschullehrer in Witzhelden bei Solingen, leidenschaft-licher Pomologe und Mentor des Obstanbaus im Bergischen Land, formulierte kurz vor seinem Tod über den Bäumchensapfel: „Ist im Bergischen Lande überall verbreitet und im Oberbergischen von allen Apfelsorten am meisten angebaut und ist dort von allen seit 40 Jahren eingeführten Apfelsorten heute noch eine der allerbesten und scheint sie da in dem noch rauheren Klima besser als hier bei uns zu gedeihen und möge deshalb der Oberber-gische Obstzüchter seinen Bäumchens Apfel ja recht zahlreich unter den eingeführten Apfelsorten auch in Zukunft anpflanzen.“ (Pomologische Monatshefte 1901, S. 53).

Verbreitung
Regionen: 

Im Bergischen Land im Raum Leverkusen, Leichlingen, Langenfeld, Solingen, Burscheid, Wermelskirchen und Radevormwald war die Sorte anscheinend noch bis zum Zweiten Weltkrieg in den Streuobstbeständen recht verbreitet. Alfred Bartl, nach dem Krieg Kreisobstbauinspektor im Kreis Solingen, zählt den Bäumchesapfel unter den häufigen Hochstamm-Sorten des Bergischen Landes auf (Bartl, „Der Obstbau des Rhein-Wupper-Kreises und in Leverkusen“, 1955, S.29). Heute ist der Bäumchesapfel im Streuobst trotz seiner einstigen großen Verbreitung nur noch sehr selten zu finden. In Baumschulen ist die Sorte schon seit einigen Jahrzehnten kaum noch im Angebot. Derzeit führt die Baumschule Korff in Odenthal den Bäumchesapfel in ihrer Angebotsliste, außer halb des Bergischen Landes auch die Baumschulen Neuenfels (Königswinter) und Ley (Meckenheim). Reiser des Bäumchesapfel sind noch im Reisermuttergarten Bonn der Obst-Reiser-GmbH (Wachtberg) erhältlich.

Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Ende September, Anfang Oktober. Bis Dezember sollten die Früchte verbraucht sein.
Pflückreife: 
September
Pflückreife: 
Oktober
Genussreife: 
September
Genussreife: 
Dezember
Größe: 
mittel
Druckfestigkeit: 
mittel
Druckfestigkeit: 
hoch
Fruchtform
Frucht mittelgroß, hochgebaut kegelförmig, zum Kelch verjüngt; mit variabel mehr oder weniger ausgeprägten Kanten um den Kelch, die von dort über die Frucht verlaufen. Im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht kantig.
Form: 
kegelförmig
Form: 
hochkegelförmig
Form Querschnitt: 
schwachkantig
Fruchtschale

Schale glatt, mattglänzend, trocken, baumfrisch stark hell bereift (bläulich weiß). Schalenpunkte klein, hell, wenig auffallend. Vereinzelt Rostfiguren auf den Fruchtseiten. Grundfarbe bei Pflückreife weißlich grün bis weißlich gelb, nach Lagerung trüb gelb. Deckfarbe (aufgrund der am Baum stark hell bereiften Frucht) anfangs lebhaft rosarötlich, in der Reife orangerötlich bis rot, marmoriert/ punktiert, darüber mit kurz getuschten Streifen, über weite Teile der Frucht.

Beschaffenheit: 
glatt
Beschaffenheit: 
trocken
Deckfarbe
Farbanteil: 
mittel
Farbintensität: 
mittel
Farbstruktur: 
gestreift
Färbung: 
Grundfarbe bei Pflückreife weißlich grün bis weißlich gelb, nach Lagerung trüb gelb. Deckfarbe (aufgrund der am Baum stark hell bereiften Frucht) anfangs lebhaft rosarötlich, in der Reife orangerötlich bis rot, marmoriert/ punktiert, darüber mit kurz getuschten Streifen, über weite Teile der Frucht.
Bereifung: 
vorhanden
Berostung der Fruchtseiten (Ohne Stiel und Kelchgrube)
Struktur: 
figurenartig
Stielbereich und Stiel
Stielgrube mittelweit bis weit, eher tief. Seiten steil, teils unberostet, teils hellbraun strahlig auslaufend berostet. Stiel kurz bis mittellang, mitteldick oder dünner, variabel auch dick, nicht oder nur gering aus der Stielgrube ragend.
Stielgrube
Weite: 
mittelweit
Tiefe: 
tief
Berostung: 
mittelstark
Berostung: Ausprägung: 
strahlenförmig
Stiel
Länge: 
kurz
Länge: 
nicht über den Grubenrand hinausgehend
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube eng bis mittelweit, flach bis mitteltief. Seiten mittelsteil, schwach feinfaltig, manchmal mit Fleischperlen am Kelch, ohne Berostungen. Umgebung mit leichten Kanten, die über die Fruchtseiten verlaufen. Kelch klein, geschlossen oder halboffen, seltener offen. Kelchblätter kurz, mittelbreit, im Ansatz noch grünlich.
Kelchgrube
Weite: 
eng
Tiefe: 
flach
Kelchgrube Relief: 
Falten
Kelchgrube Relief: 
Fleischperlen
Kelch
Größe: 
klein
Öffnung: 
halboffen
Öffnung: 
geschlossen
Kelchblattform: 
kurz
Abbildungen
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle schmal trichterförmig, bei einem Teil der Früchte mit längerer schmaler Röhre, die jedoch nicht bis zum Kernhaus reicht. Kernhaus klein bis mittelgroß, typisch stielnah, Kernhauswände ohrenförmig, ungerissen oder mit vereinzelten, verpilzt erscheinenden Rissen; Achsenhöhle schwach bis deutlich geöffnet.
Kelchhöhle
Form: 
trichterförmig
Kelchröhre
Vorhanden: 
ja
Länge: 
lang
Kernhaus
Kernhauslage bezogen auf die Gesamtfrucht: 
stielnah
Größe: 
klein
Kernhausachse: 
offen
Kernhausachse: 
halboffen
Kernhauswände
Form: 
ohrenförmig
Kerne

Kerne klein bis mittelgroß, relativ kurz, breit, unten kurz gespitzt, 7,5 : 4,5 mm (auch 7 : 5 oder 8 : 5 mm), kastanienbraun bis rötlich braun.

Größe: 
mittel
Höhe: 
7.50 mm
Breite: 
4.50 mm
Farbe in frischem Zustand: 
kastanienbraun
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch gelblich-weiß, fest, mittelfeinzellig, mild süßsäuerlich, vorherrschend süß, ohne ausgeprägte Säure, etwas gewürzt, anfangs saftig, nach Lagerung bald mürbe werdend.

Saftanteil: 
safitg
Geschmack: 
süßsäuerlich
Aroma: 
schwach aromatisch
Baummerkmale

Der Baum der Sorte Bäumchesapfel ist mittelstark bis starkwüchsig und bildet im Alter relativ große, ausladende, sehr dicht verzweigende Kronen, die im Feinholzbereich etwas hängen.
In der Jugend zeigt die Sorte einen etwas „schleudernden“ Wuchs; die schräg abwinkelnden Seitenäste sind feintriebig und hängen außen leicht über. Die Jahrestriebe sind dünn, graubraun, hell punktiert. Das Laub ist eher klein, mittelgrün, etwas gewellt, einzelne Blätter mit vorzeitiger Herbstfärbung.

Blattmerkmale

Das Laub ist eher klein, mittelgrün, etwas gewellt, einzelne Blätter mit vorzeitiger Herbstfärbung.

Abbildungen
Baum im Laub: 
Baum in Blüte/Winter: 
Blütenmerkmale/Befruchtung
Blütezeit: 
Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh und ist robust gegen Witterungseinflüsse.
Blühzeitpunkt: 
mittelfrüh
Baumgesundheit

Die Sorte ist robust und bezüglich des Standortes breit anbaufähig, wenig anfällig für Schorf und Mehltau. Auch gilt sie als sehr widerstandsfähig gegen Obstbaumkrebs, wenngleich bei Jungbäumen vereinzelt Krebs beobachtet wurde. Die Bäume können sehr alt werden.

Anbaubewertung
Anbaueignung: 

Die Sorte ist robust und bezüglich des Standortes breit anbaufähig, wenig anfällig für Schorf und Mehltau. Auch gilt sie als sehr widerstandsfähig gegen Obstbaumkrebs, wenngleich bei Jungbäumen vereinzelt Krebs beobachtet wurde. Die Bäume können sehr alt werden. Alles in allem ist der Bäumchesapfel eine typische Sorte für den extensiven Streuobstanbau, die überwiegend als Wirtschaftssorte Verwendung findet oder als Tafelapfel für Liebhaber säurearmer Äpfel.
Der Bäumchesapfel ist eine reichtragende Frühherbstsorte. Der Ertrag alterniert zwischen Massenertrag und schwachem Behang. Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh und ist robust gegen Witterungseinflüsse.

Ertragsverhalten

Der Bäumchesapfel ist eine reichtragende Frühherbstsorte. Der Ertrag alterniert zwischen Massenertrag und schwachem Behang.

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de