Wachendorfer Renette R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
stark gefährdet
ja
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, die Früchte hängen relativ fest. Genussreif sind die Früchte von November bis Februar. Frosttemperaturen bei der Lagerung scheinen ihnen nichts auszumachen
Die Sorte Wachendorfer Renette ist eine sehr alte Sorte, die schon vor 1800 im Raum Euskirchen kultiviert worden sein muss. Um 1885 fand der Gutsbesitzer Freiherr Arnold von Solemacher von Schloss Wachendorf bei Mechernich (Krs. Euskirchen) die Sorte auf alten, zum Teil achtzig- bis neunzigjährigen Bäumen. Als Muttersorte vermutete er die Ananas-Renette. In der Folgezeit begann er, die Sorte in großem Stil anzubauen, zunächst auf Schloss Wachendorf und später – nach dem Verkauf des Schlosses 1896 – auch an seiner neuen Besitzung in Namedy (bei Andernach). Insgesamt ließ er in seiner Baumschule eintausend Bäume der Sorte nachziehen und sandte Früchte und Reiser an Pomologen in ganz Deutschland. Ihren Namen Wachendorfer Renette erhielt die Sorte durch die Pomologen Eblen (Stuttgart) und Fr. Lucas (Reutlingen) auf der Pomologen-Versammlung 1889 in Stuttgart, an der Frhr. von Solemacher teilgenommen hatte. Erstmals beschrieben wurde die Sorte in den „Pomologischen Monatsheften“ von 1890. Auch unter dem Nachfolger auf Schloss Wachendorf, Dr. Paul Mallinckrodt, waren die Obstgärtner der Schlossgärtnerei des Lobes voll für die einträgliche Apfelsorte, von der man im Jahr 1913 einhundertachtzig Zentner (neun Tonnen) geerntet und vermarktet hatte. Davon zeugen die Berichte in der „Deutschen Obstbauzeitung“ (Heft 10, Mai 1914). Allerdings vermerkte man auch, dass „die Früchte bei volltragenden Bäumen etwas zu klein“ blieben. Auch Gustav Schaal, Sekretär des Württembergischen Obstbauvereins Stuttgart, lobte in der selben Ausgabe der Obstbauzeitung zwar die hohen Erträge und geringen Lagerverluste der Wachendorfer Renette (die man auch in Schwaben im Anbau getestet hatte), urteilte allerdings auch, dass die Sorte „als Marktapfel zu klein und zu feinschalig“ sei.
In einer Aufstellung von Apfelsorten des „Rheinischen Anbausortiments“ von 1915 wurde die Wachendorfer Renette jedoch noch für die Kreise Rheinbach und Euskirchen empfohlen („Rhein. Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ 1915, Heft 9). Dennoch hat die Sorte in späteren Jahrzehnten keine weitere Verbreitung erlangt. Heute ist sie in den Gärten und Streuobstbeständen um Schloss Wachendorf bzw. in der Vordereifel / Nordeifel (Kreis Euskirchen) nur noch selten anzutreffen.
Frucht klein bis mittelgroß, hoch kegelförmig bis hochrund. Grundfarbe bei Pflückreife gelblich grün, grünlich gelb, bei Genussreife kräftig dunkel gelb bis goldgelb. Deckfarbe fehlend, allenfalls sonnenseits als goldig-gelber oder goldig-orangener Hauch. Kelchgrube flach bis mitteltief, mittelweit. Seiten öfters faltig, variabel flach oder mittelsteil abfallend. Kelch mittelgroß bis groß, halboffen, Kelchblätter am Ansatz abständig. Stiel mittellang bis kurz, dünn, nur knapp aus der Stielgrube herausragend. Kelchhöhle breit, flach, trichterförmig, öfters mit einer kurzen schmalen Röhre, die ganz vom relativ dicken Stempel ausgefüllt ist. Kerne groß, (9-) 10 mm: 4,5 -5 mm, unten gespitzt, dunkelbraun bis kastanienbraun.
Der Baum der Wachendorfer Renette wächst höchstens mittelstark und bildet eine nur mittelgroße, hochkugelige oder trichterförmige Krone mit meist steil stehenden Leitästen und viel kurzem Fruchtholz. Mit dem einsetzenden Fruchtertrag lässt das Wachstum der Sorte nach, so dass die Bäume ohne eine regelmäßige Schnittpflege leicht vergreisen. Fruchtfleisch in der Genussreife gelblich bis gelblich weiß, fest, mittelfeinzellig, saftig, ausgewogenes Süße-Säure-Verhältnis, leicht aromatisch, angenehm fruchtig.
Ernst Bosch, Zuccalmaglio, Ananas-Renette, Manks Küchenapfel u.ä.
Die Sorte ist relativ robust gegenüber Krankheiten und breit anbaufähig bezüglich der klimatischen Bedingungen. Die in alten Beschreibungen hervorgehobene große Widerstandsfähigkeit gegenüber Schorf muss allerdings etwas relativiert werden. Bei einigen der im Raum Münstereifel noch anzutreffenden Altbäume zeigte sich im regenreicheren Sommer 2009 eine leichte Anfälligkeit für Schorf. Aufgrund ihres relativ schwachen Wuchses benötigt die Wachendorfer Renette nährstoffreiche Böden. Alles in allem handelt es sich bei der Wachendorfer Renette um eine robuste Sorte, die gut für kleinere Baumformen in Haus- und Kleingarten geeignet ist. Bei einer Pflanzung auf Hochstämmen in Streuobstwiesen dagegen verlangt die Sorte gute, nährstoffreiche Böden und eine regelmäßige Schnittpflege.

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