Ölligsbirne R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
stark gefährdet
ja
Öhlichbirne, Ollechbirne
Die Ernte der Ölligsbirnen erfolgt etwa Ende September / Anfang Oktober bis Mitte Oktober. Die Früchte halten auf dem Lager bis etwa Dezember / Januar.
Herkunft, Verbreitung und Verwendung Die genaue Herkunft der im Rhein-Sieg-Kreis noch im Streuobst verbreiteten Ölligsbirne, auch Öllich-oder Ollechbirne genannt, ist nicht bekannt. 1916 wird eine Öligsbirne in der „Rheinischen Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ erwähnt (Heft 1, S. 3). Auch in einem Aufsatz über den „Obstbau im Kreise Mayen“ in derselben Zeitschrift (Heft 10, 1928) ist die Oelligs- oder Zwiebelbirne genannt (Kölsch: „Öllisch“ oder „Öllich“ = „Zwiebel“).
Die relativ kleinen Früchte dieser Sorte wurden fast ausschließlich zur Verarbeitung zu Birnenkraut verwendet, Übermengen in guten Ertragsjahren auch schon mal als Viehfutter genutzt. Mit dem Verschwinden der vielen lokalen Krautfabriken und der Tradition des häuslichen Krauteinkochens ist auch die Ölligsbirne aus dem Anbau verschwunden. In Baumschulen wird sie schon spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr angeboten. Im Rhein-Sieg-Kreis sowie im Kreis Ahrweiler stehen jedoch noch zahlreiche alte Bäume dieser Sorte. Auch der Name Ölligsbirne ist in dieser Region hier und da noch bekannt. Anzunehmen ist, dass die Sorte auch rheinaufwärts im Raum Mayen und Koblenz noch im Streuobst vorkommt.
Frucht klein, in der Form sehr variabel: kreiselförmig oder kugelig, manchmal auch flachgedrückt kreiselförmig, teils etwas unförmig.Fast die gesamte Frucht ist von feinrauer Berostung überzogen,Deckfarbe sonnenseitig dunkel bis bräunlich rot, baumfrisch auch bereift (dann rosafarben), auf bis zur Hälfte der Frucht (bei Schattenfrüchten fehlend). Stiel lang, mitteldick, oft leicht gebogen, zur Frucht hin (teils stark) fleischig verdickt, in einer eng und flach eingesenkten Stielgrube sitzend, öfters von einem kleinen Fleischwulst seitlich gedrückt. Fleischiger Fruchtansatz graugrün, später bei Fruchtreife orange-braun bis bronzefarben. Stiel zum Zweigansatz keulig verdickt. Fruchtfleisch weißgrünlich, fest, saftig, süß bei genügender Säure, bei Genussreife schön aromatisch, leicht herb, nach Schnitt deutlich verbräunend. Schale beim Verzehr etwas störend.
Der Baum der Ölligsbirne wächst sehr stark und kann imposante, eichenstarke Bäume bilden, die ein Alter von weit über einhundert Jahren erreichen können. Wenn sie als Solitärbäume stehen, bilden sie eine dichte hochkugelige Krone mit zahlreichen starken und steil stehenden Seitenästen sowie reichlicher Fruchtholzbildung. Selten haben die Bäume einen dominierenden Mittelstamm.
Gute Graue, Volkmarser Birne, Gräling
Auch alte Bäume sind oft noch vital und reagieren auf einen Schnitt mit einer kräftigen Neutriebbildung. Gegenüber Schorf und Obstbaumkrebs ist die Sorte kaum anfällig. Das Blatt ist rundlich-oval, vorn stumpf gespitzt, von mittelgrüner Färbung. Die Ölligsbirne ist eine typische Wirtschaftsbirne, deren kleine Früchte nicht geerntet, sondern zur Verarbeitung aufgesammelt werden. Mit ihren großen eichenstarken Bäumen ist die Ölligsbirne eine typische Streuobstsorte, deren Bäume besonders zur Blütezeit das Landschaftsbild prägen.

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