Geisepitter

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im Mai 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
Camper Rote, Bornhofener, Dicke Rote
Sie reift bereits in der 1. - 2. Kirschwoche, erreicht jedoch ihre volle Reife erst in der 2.- 3. Kirschwoche, etwa Mitte Juni, und muss dann alsbald verbraucht werden.
Die im Rheinland vor allem am Mittelrhein, aber auch bis in den Raum Bonn und denRhein-Sieg-Kreis noch recht verbreitete Süßkirschsorte Geisepitter soll Ende des 19. Jahrhunderts am Mittelrhein entstanden sein. Benannt ist sie nach dem Obstbauern Peter Geiß aus Kamp-Bornhofen (bei Boppard), der sie zuerst angebaut haben soll.
Um 1900 scheint die Sorte am Mittelrhein bereits eine relativ große Verbreitung gehabt zu haben, teils auch unter den Namen Camper Rote, Bornhofener oder Dicke Rote. In der „Rheinischen Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ vom August 1914 ist die Geisepitter als eine der fünf häufigsten Lokalsorten dieses Gebiets genannt. Auf den großen Kirschenschauen in Koblenz 1928 war sie die am meisten eingelieferte Süßkirschsorte, „jedenfalls eine recht wertvolle Handelssorte, die den Platz bezahlt macht, worauf sie steht“ (Rhein. Monatsschrift 1928, Heft 8, S. 181 ff.). Reiser der Geisepitter waren schon um 1900 auch an den Provinzial-Obstgarten in Diemitz bei Halle/Saale gesandt worden, wo damals zahlreiche Sorten testweise aufgepflanzt wurden, um ein deutsches „Nationalsortiment“ für Süßkirschen auszuwählen. So kam es, dass die Geisepitter auch in dem bekannten Obstsortenwerk „Deutschlands Obstsorten“ (1905-34) beschrieben wurde. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die Sorte in den Katalogen einiger rheinischer Baumschulen, und noch in den 1960er Jahren war sie eine Hauptsorte im mittelrheinischen Anbaugebiet. Als wichtige Sorte der Konservenindustrie war sie 1962 in der „Liste der Handelsnamen für Kern- und Steinobstsorten“ aufgeführt und 1965 von der „Fachgruppe Obstbau“ für das Gebiet Rheinland-Nassau offiziell empfohlen. Außerhalb ihres Ursprungsgebiets hat die Geisepitter dagegen nie eine größere Anbaubedeutung erlangt. Die Geisepitter wird von Baumschulen heute nur noch vereinzelt angeboten. Reiser der Sorte sind aber noch im Reisermuttergarten Bonn der Obst-Reiser-GmbH Wachtberg erhältlich.
Die Frucht ist mittelgroß, 22 : 22 : 20 mm bis 23 : 23,5 : 22 mm ( Länge : Breite : Dicke). Färbung -Zu Reifebeginn gelb, sonnenseitig gerötet. Vollreif gänzlich leuchtend rot. In der beginnenden Reife hell gestrichelte Lentizellen (in der Vollreife zurücktretend). Form variabel, meist unregelmäßig beulig, schmaler oder breiter abgerundet herzförmig. Stielseite: Stielgrube tief, mittelweit. Zur Bauchseite weit und variabel flach bis tief eingesenkt („weite Schultern“), zum Rücken hin flach eingesenkt. Bauchseite: Variabel, stempelseitig meist mit Nahtwulst, oft auch Nahtwulst über gesamte Bauchseite, andere Früchte dagegen bauchseitig ebenmäßig. Rückenseite: Gerundet oder mit deutlicher Rückenfurche, diese meist heller gefärbt. Stempelseite: Stempelpunkt klein bis mittelgroß, in einem (variabel flacheren oder tieferen) Grübchen, meist hinter der Fruchtspitze. Seitenansicht: Mitteldick, stielbauchig, meist zur Stempelseite deutlich verjüngt. Stiel -Mittellang, 4 (-5) cm, grün. Stielansatz fruchtseitig („Stielteller“) mittelgroß, meist grün. Fruchtfleisch -Weißgelblich, saftig, deutlich säuerlich, etwas wässrig, geringes Aroma, erst in der 2.-3. Kirschwoche ausgereift. Frucht bzw. Fruchtschale sehr weich, gering transportfähig.
Mittelgroß, 12 : 8 : 10,3 mm (Länge:Breite :Dicke). Seitenansicht: Fruchtstein umgekehrt eiförmig, asymmetrisch, mit deutlichem Stielansatz „Häkchen“. Vorderansicht: Ebenfalls umgekehrt eiförmig, stielbauchig. Bauchwulst mittelbreit, unten etwas abgeflacht, während die mittleren Kanten zum Stielansatz hervortreten. Äußere Begrenzungslinien schwach oval laufend.
Der Baum der Geisepitter wächst mittelstark, später schwach, mit schräg oder steil aufrecht winkelnden Seitenästen und außen leicht abhängendem Fruchtholz. Er bildet eine nur mittelgroße, pyramidale, relativ dicht verzweigte, teils etwas schirmartige Krone. Ihr nur mittelstarker bis schwacher Wuchs kommt dem heutigen Wunsch nach kleineren Baumkronen entgegen.
- Maibigarreau, Kronprinz von Hannover
Wie auch andere frühreifende rotbunte Sorten wird die Geisepitter kaum von der Kirschfruchtfliege befallen. Die Geisepitter gehört zu den früh reifenden hellen („rotbunten“) Süßkirschsorten. Sie hatte ihre Bedeutung einst vor allem für die Konservenindustrie, für die sie aufgrund ihres hohen Säuregehalts geeignet war. Für den Erwerbsobstbau sind helle und weichfleischige Kirschen heute kaum noch gefragt. Für den Selbstversorger stellt die Geisepitter jedoch eine gute Konserven-Kirsche dar, deren Bäume am Mittelrhein auch gesund gedeihen. Ihr nur mittelstarker bis schwacher Wuchs kommt dem heutigen Wunsch nach kleineren Baumkronen entgegen.

Foto: Annette Braun-Lüllemann

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