Ölligsbirne R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Synonyme: 
Öhlichbirne, Ollechbirne
Reifezeit: 
Die Ernte der Ölligsbirnen erfolgt etwa Ende September / Anfang Oktober bis Mitte Oktober. Die Früchte halten auf dem Lager bis etwa Dezember / Januar.
Herkunft: 
Herkunft, Verbreitung und Verwendung Die genaue Herkunft der im Rhein-Sieg-Kreis noch im Streuobst verbreiteten Ölligsbirne, auch Öllich-oder Ollechbirne genannt, ist nicht bekannt. 1916 wird eine Öligsbirne in der „Rheinischen Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ erwähnt (Heft 1, S. 3). Auch in einem Aufsatz über den „Obstbau im Kreise Mayen“ in derselben Zeitschrift (Heft 10, 1928) ist die Oelligs- oder Zwiebelbirne genannt (Kölsch: „Öllisch“ oder „Öllich“ = „Zwiebel“).
Verbreitung: 
Die relativ kleinen Früchte dieser Sorte wurden fast ausschließlich zur Verarbeitung zu Birnenkraut verwendet, Übermengen in guten Ertragsjahren auch schon mal als Viehfutter genutzt. Mit dem Verschwinden der vielen lokalen Krautfabriken und der Tradition des häuslichen Krauteinkochens ist auch die Ölligsbirne aus dem Anbau verschwunden. In Baumschulen wird sie schon spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr angeboten. Im Rhein-Sieg-Kreis sowie im Kreis Ahrweiler stehen jedoch noch zahlreiche alte Bäume dieser Sorte. Auch der Name Ölligsbirne ist in dieser Region hier und da noch bekannt. Anzunehmen ist, dass die Sorte auch rheinaufwärts im Raum Mayen und Koblenz noch im Streuobst vorkommt.
Frucht: 
Frucht klein, in der Form sehr variabel: kreiselförmig oder kugelig, manchmal auch flachgedrückt kreiselförmig, teils etwas unförmig.Fast die gesamte Frucht ist von feinrauer Berostung überzogen,Deckfarbe sonnenseitig dunkel bis bräunlich rot, baumfrisch auch bereift (dann rosafarben), auf bis zur Hälfte der Frucht (bei Schattenfrüchten fehlend). Stiel lang, mitteldick, oft leicht gebogen, zur Frucht hin (teils stark) fleischig verdickt, in einer eng und flach eingesenkten Stielgrube sitzend, öfters von einem kleinen Fleischwulst seitlich gedrückt. Fleischiger Fruchtansatz graugrün, später bei Fruchtreife orange-braun bis bronzefarben. Stiel zum Zweigansatz keulig verdickt. Fruchtfleisch weißgrünlich, fest, saftig, süß bei genügender Säure, bei Genussreife schön aromatisch, leicht herb, nach Schnitt deutlich verbräunend. Schale beim Verzehr etwas störend.
Baum: 
Der Baum der Ölligsbirne wächst sehr stark und kann imposante, eichenstarke Bäume bilden, die ein Alter von weit über einhundert Jahren erreichen können. Wenn sie als Solitärbäume stehen, bilden sie eine dichte hochkugelige Krone mit zahlreichen starken und steil stehenden Seitenästen sowie reichlicher Fruchtholzbildung. Selten haben die Bäume einen dominierenden Mittelstamm.
Verwechsler: 
Gute Graue, Volkmarser Birne, Gräling
Anbaueignung: 
Auch alte Bäume sind oft noch vital und reagieren auf einen Schnitt mit einer kräftigen Neutriebbildung. Gegenüber Schorf und Obstbaumkrebs ist die Sorte kaum anfällig. Das Blatt ist rundlich-oval, vorn stumpf gespitzt, von mittelgrüner Färbung. Die Ölligsbirne ist eine typische Wirtschaftsbirne, deren kleine Früchte nicht geerntet, sondern zur Verarbeitung aufgesammelt werden. Mit ihren großen eichenstarken Bäumen ist die Ölligsbirne eine typische Streuobstsorte, deren Bäume besonders zur Blütezeit das Landschaftsbild prägen.

Basisdaten
Obstart: 
Birne
Synonyme: 
Öhlichbirne, Ollechbirne
Pomologischer Status: 
In Literatur oder Sortenlisten nur Sortenname erwähnt
Verwechslersorten: 
Gute Graue, Volkmarser Birne, Gräling
Verbreitung
Regionen: 
Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Ernte der Ölligsbirnen erfolgt etwa Ende September / Anfang Oktober bis Mitte Oktober. Die Früchte halten auf dem Lager bis etwa Dezember / Januar.
Pflückreife: 
September
Pflückreife: 
Oktober
Genussreife: 
Oktober
Genussreife: 
Dezember
Fruchtform
Frucht klein, in der Form sehr variabel: kreiselförmig oder kugelig, manchmal auch flachgedrückt kreiselförmig, teils etwas unförmig. Kelchseitig breit abgeflacht, stielseitig flach gerundet, nur minimal seitlich eingeschnürt. Im Querschnitt teils rund, teils etwas oval.
Form: 
kugelförmig
Form: 
kreiselförmig
Form Querschnitt: 
ebenmäßig
Form Querschnitt: 
oval
Verjüngung zum Stiel: 
schwach eingeschnürt
Fruchtschale

Frucht fest, selbst vom Baum geschüttelte Früchte weisen nur geringe Beschädigung auf; erst mit beginnender Genussreife druckanfällig. Schale trocken, samtig, rau. Fast die gesamte Frucht ist von feinrauer Berostung überzogen, die in der Baumreife oliv grünlich-graubraun erscheint, später auf dem Lager oliv braun. Grundfarbe hell grün, am ehesten kelchseitig durchscheinend.

Beschaffenheit: 
rau
Deckfarbe
Farbanteil: 
mittel
Farbintensität: 
mittel
Färbung: 
Deckfarbe sonnenseitig dunkel bis bräunlich rot, baumfrisch auch bereift (dann rosafarben), auf bis zur Hälfte der Frucht (bei Schattenfrüchten fehlend). Schalenpunkte klein bis mittelgroß, hell, zahlreich, auf Deckfarbe auffallend.
Bereifung: 
vorhanden
Lentizellen
Größe: 
klein
Größe: 
mittel
Berostung der Fruchtseiten (Ohne Stiel und Kelchgrube)
Struktur: 
flächig deckend
Ausbreitung: 
ganze Frucht überziehend
Stielbereich und Stiel
Stiel lang, mitteldick, oft leicht gebogen, zur Frucht hin (teils stark) fleischig verdickt, in einer eng und flach eingesenkten Stielgrube sitzend, öfters von einem kleinen Fleischwulst seitlich gedrückt. Fleischiger Fruchtansatz graugrün, später bei Fruchtreife orange-braun bis bronzefarben. Stiel zum Zweigansatz keulig verdickt.
Stielgrube
Stielsitz: 
fleischig in die Frucht übergehend
Weite: 
eng
Tiefe: 
flach
Relief: 
mit Wulst
Stiel
Länge: 
lang
Dicke: 
mitteldick
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube flach bis sehr flach, mittelweit, Seiten teils etwas faltig oder mit Fleischperlen, Kelchumgebung teils fast eben, teils auch flach höckerig. Kelch groß, offen, Blättchen hornartig hochstehend oder nach außen umgeschlagen.
Kelchgrube
Tiefe: 
flach
Relief: 
Falten
Relief: 
Fleischperlen
Kelch
Größe: 
groß
Öffnung: 
offen
Kelchblattbeschaffenheit: 
hornig verkümmert
Abbildungen
Frucht am Baum: 
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle relativ groß, schüsselförmig mit schmaler, kurzer oder längerer Röhre. Kernhaus klein bis mittelgroß, kelchseitig, Kernhausachse schmal offen. Samenfächer klein, fast eiförmig. Kernhausbegrenzung eng bis mittelweit ums Kernhaus, oval, etwas gekörnt.
Kelchhöhle
Größe: 
groß
Form: 
schüsselförmig
Kelchröhre
Vorhanden: 
ja
Form: 
dünn
Kernhausachse: 
offen
Kerne

Volle Kerne dunkelbraun, 7 -8 : 4 mm, oben teils mit angedeuteter „Nase“, unten stumpf und kurz gespitzt. Öfters auch taube Kerne.

Höhe: 
7.00 mm
Breite: 
4.00 mm
Nasenansatz: 
Ansatz
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch weißgrünlich, fest, saftig, süß bei genügender Säure, bei Genussreife schön aromatisch, leicht herb, nach Schnitt deutlich verbräunend. Schale beim Verzehr etwas störend.

Farbe: 
grünlich-weiß
Geschmack: 
süß
Geschmack: 
aromatisch
Geschmack: 
herb
Baummerkmale

Der Baum der Ölligsbirne wächst sehr stark und kann imposante, eichenstarke Bäume bilden, die ein Alter von weit über einhundert Jahren erreichen können. Wenn sie als Solitärbäume stehen, bilden sie eine dichte hochkugelige Krone mit zahlreichen starken und steil stehenden Seitenästen sowie reichlicher Fruchtholzbildung. Selten haben die Bäume einen dominierenden Mittelstamm.

Typisch ist der fast immer drehwüchsige (und eichenähnlich grobborkige) Stamm der Ölligsbirne, an dem die Sorte auch im Winter zu erkennen ist. Der Ertrag der Sorte ist sehr hoch, allerdings alternierend. Die Blüte im Frühjahr zeitigt im Vergleich zu anderen Birnensorten spät; als vermutlich triploide Sorte kommt die Ölligsbirne eher nicht als Befruchter für andere Sorten in Betracht.

Abbildungen
Baum in Blüte/Winter: 
Rinde: 
Blütenmerkmale/Befruchtung
Blühzeitpunkt: 
spät
Baumgesundheit

Auch alte Bäume sind oft noch vital und reagieren auf einen Schnitt mit einer kräftigen Neutriebbildung. Gegenüber Schorf und Obstbaumkrebs ist die Sorte kaum anfällig.

Anbaubewertung
Anbaubewertung: 
Die Ölligsbirne ist eine typische Wirtschaftsbirne, deren kleine Früchte nicht geerntet, sondern zur Verarbeitung aufgesammelt werden. Mit ihren großen eichenstarken Bäumen ist die Ölligsbirne eine typische Streuobstsorte, deren Bäume besonders zur Blütezeit das Landschaftsbild prägen.
Anbauempfehlung: 
Streuobstwiese
Verwendung der Früchte: 
Frischverzehr
Verwendung der Früchte: 
Kochen/Braten
Verwendung der Früchte: 
Saft/Süßmost
Ertragsverhalten

Der Ertrag der Sorte ist sehr hoch, allerdings alternierend.

Höhe: 
Massenträger
Rhythmus: 
Neigung zur Alternanz

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de