Juffernbirne R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Synonyme: 
Rotbirne, Wendelsbirne
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, verwendbar bleiben die Früchte bis in den Dezember.
Herkunft: 
Die Herkunft dieser im Rheinland in den Kreisen Düren, Euskirchen, Aachen und Ahrweiler unter dem Namen Juffernbirne noch im Streuobst anzutreffenden Sorte ist unbekannt. Im „Verzeichnis der in der Rheinprovinz für Großcultur empfehlenswerten Obstsorten“ von 1890 (S. 18 ff.), herausgegeben vom landwirtschaftl. Verein für Rheinpreußen, taucht in einer Liste der am besten zum Dörren geeigneten Birnensorten der Name Juffernbirne auf – als Synonym für die einst auch überregional verbreitete Birnensorte Trockener Martin. Auch GOETHE, DEGENKOLB UND MERTENS (1894) nennen in ihrem Werk „Deutschlands Kernobstsorten“ die Rotbirn aus St. Wendel als Synonym für den Trockenen Martin. Allerdings handelt es sich bei den Früchten der heute noch als Juffernbirne bzw. Rot- oder Wendelsbirne bekannten Sorte allem Anschein nach nicht um die Sorte Trockener Martin, sondern um eine zwar äußerlich sehr ähnliche, aber eigenständige Sorte. Der Name „Juffern“ ist ein mundartlicher Ausdruck für alte Jungfer, aber auch die Bezeichnung für die Eifler Matronen (römische Göttinnen mit wahrscheinlich keltischen und germanischen Wurzeln). Diese wurden zumeist mit Birnen auf ihrem Schoß abgebildet. Zahlreiche Sagen der Eifel (u.a. aus Juntersdorf, Heimbach und Eschweiler-Dürwiß) erzählen von Juffern und Birnen. Die als Juffern weiterlebenden Matronengöttinnen bewachten und beschützten die Obstwiesen.
Verbreitung: 
In der Eifel kommt sie insbesondere um Mechernich noch häufiger vor, fast immer auf sehr alten, oft über einhundertjährigen Bäumen. Die Sorte scheint jedoch noch weiträumiger verbreitet gewesen zu sein, denn allem Anschein nach ist sie identisch mit einer Sorte, die im Saarland – insbesondere um St. Wendel – noch unter dem Namen Rotbirne oder Wendelsbirne bekannt ist.
Frucht: 
Klein bis mittelgroß, stumpfkegelförmig, teils birnenförmig, kelchbauchig, zum Kelch hin gerundet, zum Stiel hin verjüngt, meist auf einer Seite schwach seitlich eingezogen, dadurch etwas ungleichhälftig. Im Querschnitt fast rund. Die gesamte Frucht ist von einer feinen, oliv grünlichen, in der Reife später zimtbraunen Berostung überzogen. Kelchgrube ganz fehlend (mit aufsitzendem Kelch) oder flach. Kerne, lang, 10 : 4 (-4,5) mm, dunkelbraun, oft sichelartig asymmetrisch, mit einer langen feinen Spitze. Fruchtfleisch -Fruchtfleisch grünlich-weiß, reif beige weiß, fest, mäßig saftig, süßlich, geringes Aroma. Schale hart, etwas herb.
Baum: 
Der Baum der Juffernbirne ist anfangs stark, später mittelstark wachsend, mit kräftigen schräg winkelnden Seitenästen, die ohne Schnitt etwas zum Verkahlen neigen. Er bildet eine nur mittelgroße, kugelige bis breitpyramidale Krone ohne dominierenden Mittelstamm. Die Sorte ist relativ robust gegen Schorf und Obstbaumkrebs.
Verwechsler: 
Gute Graue, Volkmarser Birne, Palmischbirne, Madame Verte, Martinsbirne, Nägelesbirne.
Anbaueignung: 
Die Juffernbirne trägt reich und regelmäßig, wenig alternierend. Bei fehlendem Schnitt neigt sie bei ihren hohen Erträgen zu Kleinfrüchtigkeit. Das kurzstielige Blatt ist nur mittelgroß, eiförmig oval, stumpf gespitzt, etwas trüb grün. Die Blüte im Frühjahr zeitigt früh und scheint sehr robust gegen Witterungseinflüsse zu sein. Mit den veränderten Ernährungsgewohnheiten und der heute kaum noch praktizierten häuslichen Obstverarbeitung hat die Juffernbirne ihre Bedeutung verloren, ihre Früchte werden häufig nur noch als Viehfutter genutzt. Sie ist eine typische Streuobstsorte, die durch ihre Baumgesundheit auffällt und deren Bäume trotz des hohen Alters und mangelnder Pflege sehr gesund dastehen. Ihre Erhaltung könnte vor allem durch die Vermarktung von Dörrobstprodukten gesichert werden.

Foto: Jan Bade

Basisdaten
Obstart: 
Birne
Synonyme: 
Rotbirne, Wendelsbirne
Falsche Synonyme: 
Trockener Martin
Pomologischer Status: 
In Literatur oder Sortenlisten nur Sortenname erwähnt
Verwechslersorten: 
Gute Graue, Volkmarser Birne, Palmischbirne, Madame Verte, Martinsbirne, Nägelesbirne.
Verbreitung
Regionen: 
Regionen: 
Regionen: 
Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, verwendbar bleiben die Früchte bis in den Dezember.
Pflückreife: 
Oktober
Genussreife: 
Oktober
Genussreife: 
Dezember
Größe: 
klein
Größe: 
mittel
Fruchtform
Klein bis mittelgroß, stumpfkegelförmig, teils birnenförmig, kelchbauchig, zum Kelch hin gerundet, zum Stiel hin verjüngt, meist auf einer Seite schwach seitlich eingezogen, dadurch etwas ungleichhälftig. Im Querschnitt fast rund.
Form: 
ungleichhälftig
Form Querschnitt: 
ebenmäßig
Dickster Bauchdurchmesser: 
kelchnah
Verjüngung zum Stiel: 
einseitigen Rücken bildend
Standfestigkeit: 
Frucht steht nicht
Fruchtschale

Die gesamte Frucht ist von einer feinen, oliv grünlichen, in der Reife später zimtbraunen Berostung überzogen. Frucht fest, gut transportfähig. Schale rau, teils samten, trocken.

Beschaffenheit: 
rau
Deckfarbe
Farbanteil: 
mittel
Farbintensität: 
mittel
Färbung: 
Deckfarbe sonnenseitig (auf bis zu einem Drittel der Frucht) dunkelrot bis braunrot. Schalenpunkte mittelgroß, hell, besonders auf der Deckfarbe auffallend, sehr dicht (fast gegenseitig berührend).
Lentizellen
Größe: 
mittel
Farbe: 
hellbraun
Anzahl und Streuung: 
viele
Anzahl und Streuung: 
auffällig
Berostung der Fruchtseiten (Ohne Stiel und Kelchgrube)
Struktur: 
flächig deckend
Ausbreitung: 
ganze Frucht überziehend
Stielbereich und Stiel
Stielgrube meist fehlend (oder flach, eng), teils mit einem kleinen fleischigen Wulst, der den Stiel etwas aus dem Zentrum rückt. Stiel kurz bis mittellang ( 1,5 -2 cm), mitteldick bis dick, zum Ende hin etwas verdickt.
Stielgrube
Stielsitz: 
aufsitzend
Stiel
Länge: 
kurz
Länge: 
mittel
Form/Struktur: 
Ende verdickt
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube ganz fehlend (mit aufsitzendem Kelch) oder flach. Kelch mittelgroß, offen oder halboffen. Blättchen kurz, graubraun, teils hochstehend, teils sternförmig nach außen liegend.
Kelchgrube
Weite: 
fehlend
Tiefe: 
flach
Tiefe: 
fehlend
Kelch
Öffnung: 
offen
Kelchform: 
sternförmig aufliegend
Kelchblattbeschaffenheit: 
verwachsen im Grund
Kelchblattform: 
kurz
Abbildungen
Frucht am Baum: 
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle schüsselförmig, klein. Kernhaus mittelgroß, Kernhausbegrenzung schmal oval, eng ums Kernhaus, etwas körnig. Achse geschlossen oder nur ganz schmal geöffnet. Samenfächer länglich, schmal eiförmig, eng an der Achse anliegend.
Kelchröhre
Vorhanden: 
nein
Kernhausachse: 
offen
Kernhausfächer
Form: 
schmal
Nase: 
nein
Kerne

Kerne, lang, 10 : 4 (-4,5) mm, dunkelbraun, oft sichelartig asymmetrisch, mit einer langen feinen Spitze. Teils auch taube Kerne vorhanden.

Zustand: 
Mehrzahl schlecht ausgebildet
Größe: 
groß
Höhe: 
10.00 mm
Breite: 
4.00 mm
Form: 
länglich
Farbe in frischem Zustand: 
kastanienbraun
Nasenansatz: 
Ansatz
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch grünlich-weiß, reif beige weiß, fest, mäßig saftig, süßlich, geringes Aroma. Schale hart, etwas herb.

Farbe: 
grünlich-weiß
Struktur: 
fest
Saftanteil: 
mäßig saftig
Geschmack: 
süß
Baumform/Habitus

Er bildet eine nur mittelgroße, kugelige bis breitpyramidale Krone ohne dominierenden Mittelstamm.

Wuchskraft im Jugendstadium: 
stark
Abbildungen
Baum im Laub: 
Blütenmerkmale/Befruchtung
Blütezeit: 
Die Blüte im Frühjahr zeitigt früh und scheint sehr robust gegen Witterungseinflüsse zu sein.
Blühzeitpunkt: 
früh
Baumgesundheit

Die Sorte ist relativ robust gegen Schorf und Obstbaumkrebs.

Widerstandsfähig gegen
Pilzerkrankungen: 
Schorf
Standortansprüche
Bodenansprüche: 
breit anbaufähig
Anbaubewertung
Anbauempfehlung: 
Selbstversorger
Anbauempfehlung: 
Streuobstwiese
Verwendung der Früchte: 
Trocknen

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de