Gräling R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Synonyme: 
Grähling, Greling, Gräuling
Reifezeit: 
Die Früchte des Gräling sind frisch vom Baum zwar auch als Tafelbirne zu genießen, aufgrund der sehr kurzen Haltbarkeit jedoch vor allem zur Verarbeitung zu Obstkraut, als Bratbirne oder zum Dörren verwendet worden. Sie werden Ende August / Anfang September geerntet und sollten direkt nach der Ernte verarbeitet werden.
Herkunft: 
Bei der Sorte Gräling, Grähling, Greling oder Gräuling handelt es sich um eine im Bergischen Land von alters her bekannte und einst recht verbreitete regionale Birnensorte von sehr typischem Aussehen. Erwähnt wird sie bereits 1843 von Ferdinand Rubens, Lehrer und Gutsbesitzer zu Hossenhaus bei Solingen, der in seinem Werk „Vollständige Anleitung zur Obstbaumzucht nebst einer systematuischen Classification und Beschreibung der Obstsorten“ von der „Grelingsbirne“ berichtet: „Letztere ist hier allgemein verbreitet; zu Muß ist sie sehr geeignet. Die Bäume dieser Sorte werden sehr groß und sind ausgezeichnet“ (S. 344). Der Volksschullehrer Carl Hesselmann (1832 – 1902), engagierter Pomologe und Förderer des Obstbaus im Bergischen Land, schreibt in seiner Schrift „Leitfaden zur Obstkultur“ (1880) über den Gräling, es handle sich um eine „Wirtschaftsfrucht, die sich vorzüglich für die Obstkrautfabrikation, zum Trocknen und Kochen eignet“ und die wegen ihres starken und schlanken Wuchses „die anbauwürdigste aller Birnsorten in geeignetem Boden an die Chausseen und Kommunalwege des Bergischen Landes“ sei (S. 43).
Verbreitung: 
Die Sorte wurde noch bis in die 1950er Jahre im Bergischen Land gepflanzt. Ihre langlebigen, großen Bäume sind im Raum Düsseldorf / Solingen und im gesamten Bergischen Land noch heute gelegentlich in den Streuobstbeständen anzutreffen. Einige große alte Bäume stehen noch in der Urdenbacher Kämpe bei Haus Bürgel in der Nähe von Düsseldorf. In Baumschulen ist der Gräling heute nicht mehr erhältlich.
Frucht: 
Frucht klein bis mittelgroß, gedrungen birnenförmig bis stumpfkegelförmig, mittel-bis leicht kelchbauchig, kelchseitig abgerundet, zum Stiel hin verjüngt, oft nur einseitig etwas eingeschnürt; im Querschnitt fast rund. Die Frucht ist meist großteils oder über die ganze Frucht graubraun berostet. Berostung flächig, fein schuppig, mit hell abgesetzten grauen, dicht verteilten Schalenpunkten. Kernhausachse offen, lang, ein Hohlraum. Samenfächer relativ groß, breit. Kernhausbegrenzung mittelweit ums Kernhaus, zum Kelch hin körnig. Kerne mittelgroß, ca. 9 : 4,5 ( -5) mm, schwarzbraun, flach, unten teils mit gebogener Spitze, oben ohne oder nur mit angedeuteter „Nase“. Teils auch taube Kerne vorhanden. Fruchtfleisch grünlich weiß, würzig süß, nicht schmelzend, schnell überlagert, dann mehlig, fad.
Baum: 
„Der Baum wächst gesund, wird eichengroß, bedarf fast keines Schnittes, ist recht fruchtbar und giebt ungemein große Erträge“, schreibt Carl HESSELMANN 1880 in seinem „Leitfaden zur Obstkultur (S. 43). In der Tat werden die Bäume des Gräling ausgesprochen mächtig, auch im Alter noch vital und auf Verjüngungsschnitt mit Neuaustrieb reagierend. Sie haben einen deutlich dominierenden Mittelstamm, daneben oft auch einen oder mehrere steil hochstrebende Leitäste.
Anbaueignung: 
Die Sorte wächst sehr gesund und ist wenig anfällig für Schorf und Obstbaumkrebs. Das Laub ist mittelgroß, speckig glänzend und mittel- bis dunkelgrün. Über die Befruchtungseigenschaften ist nichts bekannt; als vermutlich diploide Sorte müsste sie als Befruchter für andere Birnensorten geeignet sein. Der Gräling ist eine typische Verarbeitungsbirne, sehr gut als Bratbirne, zum Dörren und für die Krautherstellung geeignet. Mit dem Verschwinden der Krautfabrikation im Rheinland hat die Sorte – wie die meisten Krautbirnen – heute ihre Anbaubedeutung weitgehend verloren. Ein Wiederaufleben der bergischen Apfelkraut-Tradition oder eine Verarbeitung als Dörrobst könnte der Sorte wieder zu neuem Wert verhelfen. Ihre großen, gesunden und langlebigen Bäume bereichern noch heute das Landschaftsbild des Bergischen Landes.

Basisdaten
Obstart: 
Birne
Synonyme: 
Grähling, Greling, Gräuling
Herkunft
Regionen: 
Nordrhein-Westfalen
Verbreitung
Regionen: 
Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Sie werden Ende August / Anfang September geerntet und sollten direkt nach der Ernte verarbeitet werden
Pflückreife: 
Ende August
Pflückreife: 
September
Genussreife: 
sofort
Größe: 
klein
Größe: 
mittel
Fruchtform
Frucht klein bis mittelgroß, gedrungen birnenförmig bis stumpfkegelförmig, mittel-bis leicht kelchbauchig, kelchseitig abgerundet, zum Stiel hin verjüngt, oft nur einseitig etwas eingeschnürt; im Querschnitt fast rund. Vereinzelt (in manchen Jahren auch häufig) typische Einkerbungen auf den Fruchtseiten.
Form: 
kreiselförmig
Form: 
kegelförmig
Fruchtschale

Die Frucht ist meist großteils oder über die ganze Frucht graubraun berostet. Berostung flächig, fein schuppig, mit hell abgesetzten grauen, dicht verteilten Schalenpunkten. Grundfarbe (wenn sichtbar) olivgrün, später grünlich gelb; Deckfarbe, wenn vorhanden, sonnenseitig bräunlich rot, auf max. einem Drittel der Frucht.

Deckfarbe
Farbanteil: 
mittel
Lentizellen
Anzahl und Streuung: 
viele
Berostung der Fruchtseiten (Ohne Stiel und Kelchgrube)
Struktur: 
flächig deckend
Ausbreitung: 
ganze Frucht überziehend
Stielbereich und Stiel
Stielgrube eng, mitteltief, teils mit einseitigem Wulst. Stiel mittellang (ca. 3 cm), auch lang, mitteldick, rotbraun, am Ende keulig verdickt.
Stielgrube
Weite: 
eng
Tiefe: 
mitteltief
Relief: 
mit Wulst
Stiel
Länge: 
mittel
Länge: 
lang
Form/Struktur: 
Ende verdickt
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube, flach bis mitteltief, mittelweit, Kelchumgebung flach, meist eben, z.T. leicht höckrig. Kelch mittelgroß bis groß, offen bis halboffen, Blättchen kurz, hornig, verkümmert, teils auch mittellang, hochstehend, erhalten.
Kelch
Kelchblattbeschaffenheit: 
Form erhalten
Kelchblattbeschaffenheit: 
hornig verkümmert
Abbildungen
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kernhaus mittelgroß, leicht kelchseitig, Kernhausachse offen, lang, ein Hohlraum. Samenfächer relativ groß, breit. Kernhausbegrenzung mittelweit ums Kernhaus, zum Kelch hin körnig.
Kernhausachse: 
offen
Kernhausfächer
Lage: 
abstehend
Kerne

Kerne mittelgroß, ca. 9 : 4,5 ( -5) mm, schwarzbraun, flach, unten teils mit gebogener Spitze, oben ohne oder nur mit angedeuteter „Nase“.

Höhe: 
9.00 mm
Breite: 
4.50 mm
Nasenansatz: 
Ansatz
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch grünlich weiß, würzig süß, nicht schmelzend, schnell überlagert, dann mehlig, fad.

Geschmack: 
aromatisch
Baummerkmale

Die Bäume des Gräling sind ausgesprochen mächtig, auch im Alter noch vital und auf Verjüngungsschnitt mit Neuaustrieb reagierend. Sie haben einen deutlich dominierenden Mittelstamm, daneben oft auch einen oder mehrere steil hochstrebende Leitäste. Die Bäume des Gräling tragen reich und regelmäßig und haben oft auch in schlechten Birnenjahren noch einige Früchte. Aufgrund ihres sehr starken Wachstums ist allerdings zu vermuten, dass der Ertrag in der Jugend erst spät einsetzt.

Baumform/Habitus
Wuchskraft im Jugendstadium: 
stark
Abbildungen
Baum im Laub: 
Baum in Blüte/Winter: 
Baumgesundheit

Die Sorte wächst sehr gesund und ist wenig anfällig für Schorf und Obstbaumkrebs.

Anbaubewertung
Anbaueignung: 

Der Gräling ist eine typische Verarbeitungsbirne, sehr gut als Bratbirne, zum Dörren und für die Krautherstellung geeignet. Mit dem Verschwinden der Krautfabrikation im Rheinland hat die Sorte – wie die meisten Krautbirnen – heute ihre Anbaubedeutung weitgehend verloren. Ein Wiederaufleben der bergischen Apfelkraut-Tradition oder eine Verarbeitung als Dörrobst könnte der Sorte wieder zu neuem Wert verhelfen. Ihre großen, gesunden und langlebigen Bäume bereichern noch heute das Landschaftsbild des Bergischen Landes.

Anbaueignung: 
allgemein robust
Anbauempfehlung: 
Streuobstwiese
Verwendung der Früchte: 
Kochen/Braten
Verwendung der Früchte: 
Trocknen
Verwendung der Früchte: 
Sonstiges

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de