Wachendorfer Renette R

Kurzbeschreibung
Gefährdungsgrad: 
stark gefährdet
Regionalsorte: 
ja
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, die Früchte hängen relativ fest. Genussreif sind die Früchte von November bis Februar. Frosttemperaturen bei der Lagerung scheinen ihnen nichts auszumachen
Herkunft: 
Die Sorte Wachendorfer Renette ist eine sehr alte Sorte, die schon vor 1800 im Raum Euskirchen kultiviert worden sein muss. Um 1885 fand der Gutsbesitzer Freiherr Arnold von Solemacher von Schloss Wachendorf bei Mechernich (Krs. Euskirchen) die Sorte auf alten, zum Teil achtzig- bis neunzigjährigen Bäumen. Als Muttersorte vermutete er die Ananas-Renette. In der Folgezeit begann er, die Sorte in großem Stil anzubauen, zunächst auf Schloss Wachendorf und später – nach dem Verkauf des Schlosses 1896 – auch an seiner neuen Besitzung in Namedy (bei Andernach). Insgesamt ließ er in seiner Baumschule eintausend Bäume der Sorte nachziehen und sandte Früchte und Reiser an Pomologen in ganz Deutschland. Ihren Namen Wachendorfer Renette erhielt die Sorte durch die Pomologen Eblen (Stuttgart) und Fr. Lucas (Reutlingen) auf der Pomologen-Versammlung 1889 in Stuttgart, an der Frhr. von Solemacher teilgenommen hatte. Erstmals beschrieben wurde die Sorte in den „Pomologischen Monatsheften“ von 1890. Auch unter dem Nachfolger auf Schloss Wachendorf, Dr. Paul Mallinckrodt, waren die Obstgärtner der Schlossgärtnerei des Lobes voll für die einträgliche Apfelsorte, von der man im Jahr 1913 einhundertachtzig Zentner (neun Tonnen) geerntet und vermarktet hatte. Davon zeugen die Berichte in der „Deutschen Obstbauzeitung“ (Heft 10, Mai 1914). Allerdings vermerkte man auch, dass „die Früchte bei volltragenden Bäumen etwas zu klein“ blieben. Auch Gustav Schaal, Sekretär des Württembergischen Obstbauvereins Stuttgart, lobte in der selben Ausgabe der Obstbauzeitung zwar die hohen Erträge und geringen Lagerverluste der Wachendorfer Renette (die man auch in Schwaben im Anbau getestet hatte), urteilte allerdings auch, dass die Sorte „als Marktapfel zu klein und zu feinschalig“ sei.
Verbreitung: 
In einer Aufstellung von Apfelsorten des „Rheinischen Anbausortiments“ von 1915 wurde die Wachendorfer Renette jedoch noch für die Kreise Rheinbach und Euskirchen empfohlen („Rhein. Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ 1915, Heft 9). Dennoch hat die Sorte in späteren Jahrzehnten keine weitere Verbreitung erlangt. Heute ist sie in den Gärten und Streuobstbeständen um Schloss Wachendorf bzw. in der Vordereifel / Nordeifel (Kreis Euskirchen) nur noch selten anzutreffen.
Frucht: 
Frucht klein bis mittelgroß, hoch kegelförmig bis hochrund. Grundfarbe bei Pflückreife gelblich grün, grünlich gelb, bei Genussreife kräftig dunkel gelb bis goldgelb. Deckfarbe fehlend, allenfalls sonnenseits als goldig-gelber oder goldig-orangener Hauch. Kelchgrube flach bis mitteltief, mittelweit. Seiten öfters faltig, variabel flach oder mittelsteil abfallend. Kelch mittelgroß bis groß, halboffen, Kelchblätter am Ansatz abständig. Stiel mittellang bis kurz, dünn, nur knapp aus der Stielgrube herausragend. Kelchhöhle breit, flach, trichterförmig, öfters mit einer kurzen schmalen Röhre, die ganz vom relativ dicken Stempel ausgefüllt ist. Kerne groß, (9-) 10 mm: 4,5 -5 mm, unten gespitzt, dunkelbraun bis kastanienbraun.
Baum: 
Der Baum der Wachendorfer Renette wächst höchstens mittelstark und bildet eine nur mittelgroße, hochkugelige oder trichterförmige Krone mit meist steil stehenden Leitästen und viel kurzem Fruchtholz. Mit dem einsetzenden Fruchtertrag lässt das Wachstum der Sorte nach, so dass die Bäume ohne eine regelmäßige Schnittpflege leicht vergreisen. Fruchtfleisch in der Genussreife gelblich bis gelblich weiß, fest, mittelfeinzellig, saftig, ausgewogenes Süße-Säure-Verhältnis, leicht aromatisch, angenehm fruchtig.
Verwechsler: 
Ernst Bosch, Zuccalmaglio, Ananas-Renette, Manks Küchenapfel u.ä.
Anbaueignung: 
Die Sorte ist relativ robust gegenüber Krankheiten und breit anbaufähig bezüglich der klimatischen Bedingungen. Die in alten Beschreibungen hervorgehobene große Widerstandsfähigkeit gegenüber Schorf muss allerdings etwas relativiert werden. Bei einigen der im Raum Münstereifel noch anzutreffenden Altbäume zeigte sich im regenreicheren Sommer 2009 eine leichte Anfälligkeit für Schorf. Aufgrund ihres relativ schwachen Wuchses benötigt die Wachendorfer Renette nährstoffreiche Böden. Alles in allem handelt es sich bei der Wachendorfer Renette um eine robuste Sorte, die gut für kleinere Baumformen in Haus- und Kleingarten geeignet ist. Bei einer Pflanzung auf Hochstämmen in Streuobstwiesen dagegen verlangt die Sorte gute, nährstoffreiche Böden und eine regelmäßige Schnittpflege.

Basisdaten
Obstart: 
Apfel
Pomologischer Status: 
Pomologisch beschrieben
Verwechslersorten: 
Ernst Bosch, Zuccalmaglio, Ananas-Renette, Manks Küchenapfel u.ä.
Herkunft
Regionen: 
Nordrhein-Westfalen
Verbreitung
Regionen: 
Äußere Fruchtmerkmale
Reifezeit: 
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober, die Früchte hängen relativ fest. Genussreif sind die Früchte von November bis Februar. Frosttemperaturen bei der Lagerung scheinen ihnen nichts auszumachen.
Pflückreife: 
Oktober
Genussreife: 
Anfang November
Genussreife: 
Februar
Größe: 
klein
Fruchtform
Frucht klein bis mittelgroß, hoch kegelförmig bis hochrund, stielbauchig, kelchseits abgeflacht; im Querschnitt unregelmäßig rund bis schwach kantig (abgerundete Kanten kaum auffallend).
Form: 
kegelförmig
Form: 
am Kelch abgeplattet
Form Querschnitt: 
schwachkantig
Fruchtschale

Frucht fest. Schale glatt, matt bis mattglänzend, zunächst trocken, nach Lagerung leicht wachsig, mitteldick bis dünn, beim Verzehr etwas zäh, etwas anfällig für Schalenbräune und empfindlich gegen Beschädigung. Schalenpunkte vereinzelt größer, berostet, auffallend, auf der Schale fühlbar; in der Mehrzahl klein, hell, wenig auffallend.

Beschaffenheit: 
trocken
Stärke: 
mitteldick
Deckfarbe
Farbanteil: 
fehlend
Färbung: 
Grundfarbe bei Pflückreife gelblich grün, grünlich gelb, bei Genussreife kräftig dunkel gelb bis goldgelb. Deckfarbe fehlend, allenfalls sonnenseits als goldig-gelber oder goldig-orangener Hauch.
Stielbereich und Stiel
Stielgrube mittelweit, mitteltief, auch eng, tief, fein hellbraun oder oliv grünlich graubraun berostet. Stiel mittellang bis kurz, dünn, nur knapp aus der Stielgrube herausragend.
Stielgrube
Weite: 
eng
Tiefe: 
tief
Berostung: 
mittelstark
Berostung: Farbe: 
olivbraun
Berostung: Ausprägung: 
strahlenförmig
Berostung: Struktur: 
feinschuppig
Stiel
Länge: 
kurz
Kelchbereich und Kelch
Kelchgrube flach bis mitteltief, mittelweit. Seiten öfters faltig, variabel flach oder mittelsteil abfallend. Kelch mittelgroß bis groß, halboffen, Kelchblätter am Ansatz abständig. Umgebung der Kelchgrube abgeflacht, variabel eben oder leicht wulstig.
Kelchgrube
Tiefe: 
mitteltief
Tiefe: 
flach
Kelchgrube Relief: 
Falten
Kelch
Größe: 
mittelgroß
Öffnung: 
halboffen
Kelchblattstand: 
im Ansatz getrennt stehend
Abbildungen
Frucht am Baum: 
Frucht auf dem Tisch: 
Innere Fruchtmerkmale
Kelchhöhle breit, flach, trichterförmig, öfters mit einer kurzen schmalen Röhre, die ganz vom relativ dicken Stempel ausgefüllt ist. Staubfäden hochstehend. Kernhaus klein, Kernhauswände ohrenförmig (variabel auch bogen-oder bohnenförmig), kaum gerissen (nur vereinzelte schmale Risse); Achsenhöhle variabel geschlossen oder geöffnet.
Kelchhöhle
Form: 
trichterförmig
Kelchröhre
Vorhanden: 
ja
Länge: 
kurz
Stand der Staubgefäße: 
hoch
Kernhaus
Größe: 
klein
Kernhauswände
Form: 
ohrenförmig
Beschaffenheit: 
ohne Risse
Kerne

Kerne groß, (9-) 10 mm: 4,5 -5 mm, unten gespitzt, dunkelbraun bis kastanienbraun

Größe: 
groß
Höhe: 
9.00 mm
Breite: 
4.50 mm
Farbe in frischem Zustand: 
kastanienbraun
Fruchtfleisch

Fruchtfleisch -Fruchtfleisch in der Genussreife gelblich bis gelblich weiß, fest, mittelfeinzellig, saftig, ausgewogenes Süße-Säure-Verhältnis, leicht aromatisch, angenehm fruchtig.

Saftanteil: 
safitg
Geschmack: 
süßsäuerlich
Aroma: 
schwach aromatisch
Baumform/Habitus
Kronengröße Altbaum: 
mittel
Abbildungen
Baum im Laub: 
Blütenmerkmale/Befruchtung
Blühzeitpunkt: 
mittelspät
Blütezeitdauer: 
langanhaltend
Baumgesundheit

Die Sorte ist relativ robust gegenüber Krankheiten und breit anbaufähig bezüglich der klimatischen Bedingungen. Die in alten Beschreibungen hervorgehobene große Widerstandsfähigkeit gegenüber Schorf muss allerdings etwas relativiert werden. Bei einigen der im Raum Münstereifel noch anzutreffenden Altbäume zeigte sich im regenreicheren Sommer 2009 eine leichte Anfälligkeit für Schorf. Aufgrund ihres relativ schwachen Wuchses benötigt die Wachendorfer Renette nährstoffreiche Böden.

Frosthärte
Blüte: 
gut
Anbaubewertung
Anbauempfehlung: 
Liebhaber
Anbauempfehlung: 
Klein-/Hausgärten
Verwendung der Früchte: 
Frischverzehr

Mit freundlicher Genehmigung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) entnommen aus der Veröffentlichung:
„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben bedroht!“
Ein Handbuch mit 49 Sortensteckbriefen
Herausgeber: LVR-Netzwerk Umwelt mit den Biologischen Stationen im Rheinland, 2010
Download oder Bestellung unter: lvr.de