Cornely’s Hausapfel R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.
stark gefährdet
ja
Cornely’s Gestreifter Hausapfel, Corneli’s Hausapfel, Hausapfel, Huusäppelke, Aachener Hausäpfelchen
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober. Bei guten Lagerbedingungen halten die Früchte bis zum Frühjahr. Aufgrund ihrer geringen Druckempfindlichkeit lassen sich auch vom Baum geschüttelte Früchte noch einlagern
Bei dem „Hausapfel“ oder „Hausäpfelchen“, unter welchem Namen die Sorte im Raum Aachen heute gelegentlich noch bekannt ist, handelt es sich um eine sehr alte Sorte, die schon um 1800 entstanden sein muss. Erstmals beschrieben wurde die Sorte von dem Pomologen Diel (1816) unter dem Namen Cornely’s Gestreifter Hausapfel, was als der originale Name dieser Sorte angesehen werden kann. Die Früchte hatte Diel von Herrn Carl Cornely aus Maire, Bürgermeister in Rimburg bei Aachen, erhalten, welcher die Sorte vermutlich aus Samen gezogen hatte. Cornely selbst beschrieb die Sorte in seinem Werk „Der niederrheinische Obstgarten“ (1844). Rund 30 Jahre später beschrieb der Pomologe Oberdiek die Sorte im „Illustrirten Handbuch der Obstkunde“ (1875), jetzt als Corneli’s Hausapfel. Früchte hatte Oberdieck zuvor vom Lehrer Breuer zu Dhorn am Rhein erhalten, der ihm auf der Pomologen-Versammlung 1863 in Görlitz Früchte mitgebracht hatte. Auch der Pomologe Engelbrecht (1889) beschrieb die Sorte in seinem Werk „Deutschlands Apfelsorten“ – nach Früchten, die er von der Baumschule Hoesch (Düren) erhalten hatte
Trotz der Präsenz in der pomologischen Sortenliteratur des 19. Jahrhunderts hat die Sorte wohl nie überregionale Bedeutung erlangt. Im Rheinland dagegen – besonders im Raum Aachen – wurde sie regional weiterhin von Baumschulen vermehrt und erlangte eine gewisse Beliebtheit, zum Teil unter der mundartlichen Bezeichnung „Huusäppelke“. Im „Verzeichnis der in der Rheinprovinz für Großcultur empfehlenswerten Obstsorten“ (1890) des „Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen“ findet sich „der kleine Hausapfel“ ebenfalls in einer Aufzählung von Lokalsorten „für den linksrheinischen Niederrhein“. In der Zeitschrift „Praktischer Ratgeber im Obst- und Gartenbau“ führt ein Leser aus Oberhausen jedoch Klage, dass diese „bewährte und beliebte Apfelsorte“, deren „geringe Größe, verbunden mit der schön roten, etwas gestreiften Farbe, (die Frucht) um die Weihnachtszeit zum gesuchtesten Marktapfel“ mache, „leider allen Ernstes auf den Aussterbeetat gesetzt zu sein“ scheine (Jg. 1900, S. 341). In einer Liste von Apfelsorten des Rheinischen Anbausortiments von 1915 wird die Sorte jedoch noch als Aachener Hausäpfelchen für die Kreise Aachen und Eupen empfohlen (vgl. „Rhein. Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ 1916, Heft 9) und Hofgarteninspektor Schipper von Schloss Dyck hebt in derselben Zeitschrift das „Hausäpfelchen“ auch 1934 noch lobend hervor (Heft 12). In den letzten Jahrzehnten ist die Sorte jedoch aus den Angebotslisten der Obstbaumschulen fast völlig verschwunden. Heute ist das „Hausäpfelchen“ nur noch selten als Baum in den Gärten und Streuobstbeständen anzutreffen – fast ausschließlich in der Städteregion Aachen, vereinzelt auch noch in den benachbarten Kreisen Heinsberg und Düren. Da die Sorte nur im Raum Aachen verbreitet ist, wurde in den letzten Jahren – seit sich die Biologische Station Aachen um den Erhalt der Sorte kümmert – vor allem die Bezeichnung Aachener Hausapfel verwendet.
Frucht klein, rundlich, auch im Querschnitt ziemlich rund. Färbung -Grundfarbe bei Genussreife gelb. Deckfarbe orangerot bis bräunlich rot, auch blutrot, purpurrot, verwaschen streifig (bei starker Färbung auch flächig), oft über die gesamte Frucht. Stielseitig starke feine hellbraune Berostung, die netzartig-streifig bis über die Fruchtmitte verlaufen kann und die Deckfarbe überlagert. Stielgrube eng bis mittelweit, flach bis mitteltief, Seiten mittelsteil bis steil, variabel auch flach. Stielgrube im Innern oft schuppig oder warzenartig berostet – hier reißt die Frucht gern auf und fault – außerhalb der Stielgrube Berostung fein hellbraun auslaufend, teils über die halbe Frucht.Fruchtfleisch hell gelblich weiß, vereinzelt fein rötlich geädert, fest, deutlich verbräunend, mittelfeinzellig, markig, süßsäuerlich, leicht gewürzt, gering saftig.
Der Baum der Sorte Cornely’s Hausapfel ist mittelstark wachsend; er bildet mittelgroße bis große, kugelige, relativ dicht verzweigende, außen etwas überhängende Kronen. Die Sorte gilt als breit anbaufähig und relativ robust gegenüber den Pilzkrankheiten Schorf, Krebs und Mehltau. Lediglich eine leichte Anfälligkeit gegenüber Krebs auf schweren bzw. staunassen Böden wurde beobachtet. Als Jungbaum bildet die Sorte trotz ihres lebhaften Wachstums viel kurzes Fruchtholz und kommt relativ bald in den Ertrag. Der Ertrag ist reich und relativ unregelmäßig, reiche Ernten wechseln mit geringeren Erträgen. Bei mangelnder Schnittpflege neigt die Sorte zu Kleinfrüchtigkeit. Die Blüte im Frühjahr zeitigt eher spät. Die Jungtriebe sind hell erdbraunrot, fein punktiert und befilzt und eher schlank. Das Blatt erscheint mittelgroß, oval bis etwas lanzettlich, mittelgrün bis graugrün, gern an den Rändern etwas noch oben gewellt.
Doppelter Hausapfel, Oberlausitzer Muskatrenette, Muskatrenette
Alles in allem ist der „Hausapfel“ eine robuste, reichtragende und optisch attraktive Lokalsorte. Er eignet sich sowohl für den Hochstamm als auch für kleine Baumformen, auch wenn für den Haus- und Kleingarten heute meist geschmacklich aromatischere Sorten gesucht werden. Um – vor allem bei älteren Bäumen – Kleinfrüchtigkeit zu vermeiden, bedarf es einer einigermaßen regelmäßigen Schnittpflege. Die kleinen Äpfel werden heute vor allem als Wirtschaftsapfel in der Küche verwendet. Hierbei werden die Äpfel traditionell „gestooft“ , d.h. nach Beseitigung des Kelches ungeteilt unter Zugabe von Wasser geköchelt und anschließend mit karamellisiertem Zucker serviert. Mit ihren kleinen roten und durchaus schmackhaften Früchten wäre die Sorte jedoch auch ein guter Kinder- und Weihnachtsapfel.

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